Die Absagen von Leica, Nikon und Olympus zur photokina 2020 haben viele in der Fotoszene überrascht. ProfiFoto hat nach den Gründen gefragt und veröffentlicht die Statements im Wortlaut.
Die Imaging-Branche ist aktuell massiven Veränderungen unterworfen, die auch Auswirkungen auf die photokina als Leitmesse der Branche haben – und das in bisher nicht gekannter Dimension. Nach der Absage der ursprünglich für Mai 2019 geplanten Messe ist die kommende Veranstaltung vom 27. bis 30. Mai 2020 angekündigt. Für Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse steht fest: „Die photokina stellt eine einzigartige Chance dar, der Welt zu zeigen, dass die Themen Foto, Video und Imaging nicht an Relevanz verloren haben. Wir setzen darauf, dass die großen Player der Industrie diese Chance möglichst geschlossen nutzen.“ Zusagen liegen demnach unter anderem von Canon, CEWE, GoPro, Sony, Panasonic, Kodak Alaris, Sigma, Tamron, Carl Zeiss, Hasselblad, Hahnemühle, Arri, Rode Mikrophones, DJI und Insta360 vor. Andere große Aussteller, wie etwa Fujifilm, befinden sich derzeit noch im Entscheidungsprozess.
Bereits 2016 hatte die Koelnmesse gemeinsam mit dem Photoindustrie-Verband mit einer grundlegenden Konzeptanpassung sowie hohen Investitionen in neue Aussteller- und Besuchersegmente darauf gesetzt, dass Segmente wie Mobile, Motion und Digital Imaging sowie junge Zielgruppen den Fortbestand der Weltleitmesse des Imaging sichern würden. Einhergehend mit der Öffnung für weitere Segmente wurden auch ein jährlicher Turnus sowie die Verschiebung des Termins in den Mai beschlossen.
René Rüdisühli, General Manager D/CH – Imaging bei Nikon zu den Gründen seiner photokina-Absage: „Vor dem Hintergrund der zunehmenden Relevanz dezentraler Endkunden- und Händlerveranstaltungen sowie der stetig steigenden Digitalisierung in der Informationsbeschaffung, ist der neue jährliche Turnus der photokina für uns nicht nachvollziehbar. Unter diesen Vorzeichen sind wir mit dem Headquarter in Tokio und der Europazentrale in Amsterdam übereinstimmend zu dem Schluss gelangt, im Jahr 2020 von einer Teilnahme abzusehen. Über eine eventuelle Teilnahme in den Folgejahren werden wir situativ entscheiden.“
Falk Friedrich, Geschäftsführer Leica Camera Deutschland GmbH: „Die strategischen Überlegungen der Leica Camera AG und der Leica Camera Deutschland GmbH zur generellen Teilnahme an zukünftigen Messeveranstaltungen haben zu der Entscheidung geführt, dass ein Auftritt auf der photokina 2020 nicht geplant ist. Unsere strategische Hauptaufgabe für das nächste Jahr liegt in der weiteren Bekanntmachung und Belebung des Leitz-Parks Wetzlar, einem einzigartigen Erlebnis- und Inspirationsort, der die Markenwelt und die Faszination der Leica Fotografie mit allen Facetten erlebbar macht. Des Weiteren hatten wir bei eng angrenzenden Events in Deutschland schon unsere Zusage gegeben. Über eine etwaige Teilnahme an der photokina 2021 haben wir noch nicht entschieden, d.h. Leica pausiert nur“.
Bereits vor einiger Zeit hatte sich Olympus gegen eine photokina Teilnahme entschieden. Dazu Olaf Kreuter, Leitung Consumer Marketing bei Olympus Deutschland: „Olympus wird im Mai 2020 nicht auf der photokina sein. Wir tragen damit dem anhaltenden Bedeutungsverlust der großen Branchenevents Rechnung. Unsere Zielgruppen und Stakeholder erreichen wir auf anderen Wegen einfach besser. Die freiwerdenden Kapazitäten nutzen wir dafür, um Fotografie weiterhin für Menschen erlebbar zu machen. So werden wir auch 2020 wieder auf vielen Fotofestivals präsent sein, zum Beispiel auf der Mundologia, beim Umweltfotofestival „horizonte“ in Zingst und auf dem Oberstdorfer Fotogipfel. Natürlich werden wir auch unsere Kamerasysteme weiterentwickeln. Anfang des Jahres haben wir bereits einen ersten Ausblick auf neue Objektive gegeben. Fotofans können sich außerdem auf einen spannenden Herbst mit Olympus freuen.“ Weitere Aktionen, so Kreuter, seien zum Beispiel in Kooperation mit dem Haus der Photographie / Deichtorhallen Hamburg, dem Foam Fotografiemuseum Amsterdam und dem Fotografie Forum Frankfurt sowie mit dem BFF in der Planung.
Christoph Werner, Geschäftsbereichsleiter der Koelnmesse: „Diese Absagen, bedauern wir natürlich, sie ändern aber nichts am Gesamterlebnis der photokina. Die einzigartige Mischung aus Produktpräsentation, Networking, Erlebnis und Weiterbildung machen die photokina seit vielen Jahrzehnten zu einer weltweit besonderen Veranstaltung.“ An den laufenden Eventplanungen für die photokina 2020 ändere die Situation nichts. Man befände sich in konkreten Gesprächen zu einer neuen Erlebnisfläche für Fotografie, die Akquise herausragender Speaker für die Bühnen sei in vollem Gange und auch an spezifischen Konzepten für Start-ups, Händler und Professionals werde gearbeitet, so der Messemacher.