Das im Juni von der Hensel Visit GmbH & Co. KG beantragte Insolvenzverfahren ist zwischenzeitlich vom Amtsgericht Würzburg eingeleitet worden. In einem Interview in der Regionalzeitung Main Post spricht Geschäftsführer Guido Puttkammer über die Aussichten für den renommierten Anbieter professioneller Blitzgeräte.
Die Gründe für die Insolvenz von Hensel sind laut Gudio Puttkammer vielschichtig. Neben der allgemein negativen Umsatzentwicklung der Fotobranche hätte das Unternehmen hohe Investitionen für die Entwicklung neuer Produkte tätigen müssen. Guido Puttkammer: „Uns entstanden hohe Kosten für interne und externe Ingenieure. Der Markt für Ingenieure gerade im Software-Bereich, und unsere Produkte haben inzwischen sehr viel Software, ist so gut wie abgegriffen. Wir hatten in den letzten drei Jahren vier junge Ingenieure, die gerne hier gearbeitet haben, die dann aber so verlockende Angebote von größeren Firmen bekommen haben, dass wir nicht mithalten konnten. Letztlich kamen drei Dinge zusammen: Umsatzrückgänge, explodierende Kosten bei der Produktentwicklung und Personalprobleme“, so der Geschäftsführer. Weitere Ursachen seien demnach Veränderungen bei der Zielgruppe von Hensel. „Klassischerweise sind das Berufsfotografen – handwerkliche Fotografen mit eigenen Studios, Porträtfotografen oder überregionale große Studios mit industrieller Produktion und mit bis 100 Mitarbeitern“, so Puttkammer in dem Interview. „Auch bei denen hat der Preisdruck enorm zugenommen. Das bedeutet: Geräte werden sehr lange genutzt oder wenn etwas nicht mehr reparabel ist oder zusätzlicher Bedarf besteht, werden oft Billigprodukte gekauft. Und die kommen dann häufig aus China.“ Zukunftsperspektiven sieht Guido Puttkammer daher unter anderem in Bereich dokumentarischer Fotografie für Museen. „Die haben ja nicht nur Papier, das sie digitalisieren müssen, die haben auch dreidimensionale Objekte, die dokumentiert werden müssen. Da ist sicherlich ein Markt, der nicht so umkämpft ist, wo man noch gesündere Margen erzielen kann und wo man wirklich auch Werkzeug wie unsere Geräte verkaufen kann. Auf diesem Markt sind wir schon in relativ kleinem Maßstab aktiv und es könnte ein Trend sein da mehr zu machen bis hin zur Dienstleistung. Denn nicht jedes Unternehmen oder Museum wird sich einen eigenen Dokumentaristen und das dazugehörige Equipment leisten.“ Zur Zeit laufen demnach konkrete Gespräche mit Investoren. „Es wird sicher Änderungen geben. Man muss natürlich heute aufgrund des höheren Kostendrucks rationeller arbeiten. Das liegt vor allem auch in der Hand des Investors oder des neuen Inhabers. Ich hoffe allerdings, dass viele der bewährten Kräfte übernommen werden. Aber ein Investor, der aus der Branche kommt, wird sicher nicht zwei Firmen parallel betreiben, sondern zwei zu einer zusammenlegen“, so Puttkammer.
Foto: Thomas Obermeier