ProfiFoto: Es war lange ruhig um Hasselblad, jetzt kommt eine Fülle an Neuheiten. Was hat den Knoten zum Platzen gebracht?
Uwe Moebus: Wir haben 2016 mit der X-1D die erste spiegellose Mittelformat Kamera vorgestellt und gut verkauft. Daher haben wir entschieden, in diese Richtung weiter zu entwickeln, also leichte und mobile Kameras mit einer hohen Bildqualität zu bauen. Im Vergleich zum Markt unserer H-Systemkameras erfordert das Segment, in dem das X-System positioniert ist, deutlich höhere Stückzahlen. Jetzt sind wir soweit, mit unseren Neuheiten auf den Markt gehen zu können.
ProfiFoto: Der Preisunterschied zwischen der bisherigen X-1 D und der neuen ist nicht unerheblich. Wie erklärt Hasselblad den Preisunterschied?
Uwe Moebus: Die X-1D ist schon geraume Zeit nicht mehr auf dem Markt verfügbar gewesen, es kann daher niemand in der jüngeren Vergangenheit eine gekauft haben.
ProfiFoto: Aber wie erklärt sich der Preisunterschied von rund 2.000 Euro?
Uwe Moebus: Der erklärt sich durch die Optimierung unserer Fertigung und der Lieferantenkette, wodurch sich unsere Kostenstruktur verbessert hat. Die Kamera wird in Goetheburg gefertigt. Die Zulieferer kommen aus aller Welt. Was zum Beispiel hilft, die Kosten zu reduzieren, ist dass unser neues Digitalrückteil CFV mit demselben Sensor bestückt ist, wie die neue X-1D, woraus sich Einkaufsvorteile ergeben. Auch unsere Fertigung ist effizienter geworden, ohne dabei an Qualität einzubüßen. Diese Kotenvorteile geben wir jetzt an unsere Kunden weiter.
ProfiFoto: Ein wichtiger Lieferant ist Sony, von dem bekanntlich der Sensor kommt. In derselben Sensorgröße bietet Sony aktuell einen 100 Megapixel Sensor an. Warum nutzt Hasselblad diesen Sensor nicht?
Uwe Moebus: Wir haben uns bewusst für die 50 Megapixel Variante entschieden. Der Markt für einen 100 Megapixel Chip ist sicher vorhanden, aber durch die Preisgestaltung mit anderen Stückzahlen.
ProfiFoto: Im H-System sieht Hasselblad das aber anders, denn dort gibt es eine 100 Megapixel Variante, wenn auch mit einem größeren Sensorformat.
Uwe Moebus: Ein großer Sensor bietet zumindest physikalisch bessere Qualität und für unsere Kunden bieten wir ein entsprechendes Produkt mit sehr hoher Auflösung und herausragenden Leistungsmerkmalen.
ProfiFoto: Wird das H-System denn ebenfalls von den genannten Vorteilen im Einkauf und der Produktion profitieren und billiger werden?
Uwe Moebus: Das H-System hat nur bedingt Gemeinsamkeiten mit dem X-System und kann daher weniger von den genannten Synergien profitieren. Eine Ausnahme bilden die H-Modelle mit 50 Megapixel-Sensoren, die den gleichen Sensor wie das X-Modell verwenden. Das H-System ist und bleibt in jedem Fall ein wesentlicher Bestandteil unseres Produkt-Portfolios.
ProfiFoto: Welche Perspektive sieht Hasselblad in dieser Nische?
Uwe Moebus: Der absolute High end Bereich mit Kameras jenseits der 25.000 Euro wird noch mehr als in der Vergangenheit ein Nischenmarkt. Als Konsequenz haben wir den Schritt ins X-System gemacht. Das heißt aber nicht, dass wir den High end Bereich aufgeben, aber als relativ kleines Unternehmen müssen wir uns mit einem Line up breiter aufstellen, mit dem wir unsere Anwenderzielgruppe erweitern können.
ProfiFoto: Wird es den kleinen 100 MP Sensor von Sony auch im H System geben?
Uwe Moebus: Davon ist mir nichts bekannt, aber es wäre ungewöhnlich, einen vergleichsweise kleinen Sensor in einem System einzusetzen, das für größere Formate konzipiert ist.
ProfiFoto: Ist das neue CFV Digitalrückteil in Kombination mit der 907 nicht eigentlich die coolere Neuheit?
Uwe Moebus: Die Kamera knüpft konzeptionell an die legendäre Hasselbald SWC an, von der es eine 903 und eine 905 gab. Jetzt gibt es die 907. Die Preise sind noch nicht bekannt, selbst ich kenne sie noch nicht, aber sie werden sich am Markt orientieren und gut sein. Das neue CFV Rückteil kann an allen V Kameras seit Ende der 50er Jahre verwendet werden. Selbst noch ältere Hasselbald Kameras mit Schlitzverschluss können wir so umbauen, dass auch an ihnen das CFV verwendet werden kann. Wir kümmern uns um unsere langjährigen Kunden. Die 907X Kamera zielt aber sicherlich auch auf neue Anwender.
ProfiFoto: Welchen Vorteil hat der Zentralverschluss der Hasselblad Objektive in Zeit von High Speed Synchronisation?
Uwe Moebus: Wir glauben, dass unsere Zentralverschlüsse sehr akurat sind, die Genauigkeit ist einfach unglaublich. Damit ist ein blitzsynchrones Arbeiten über alle Belichtungszeiten gewährleistet.
ProfiFoto: Seit geraumer Zeit gibt es die Möglichkeit, Hasselblad Produkte direkt beim Hersteller online zu bestellen. Hat sich das bewährt?
Uwe Moebus: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass unser Onlineshop ein extrem gutes Marketingtool ist. Wir bieten dort aber nur die offiziellen Listenpreise an. Unser Onlineshop ist letztlich ein Schaufenster, in dem Kunden auf einen Blick das komplette Hasselblad System sehen können, inklusive der Preise. Verkaufsaktionen werden mit unseren Fachhändler koordiniert, von denen es aktuell in Deutschland rund 30 gibt.
ProfiFoto: Welche Synergien gibt es zwischen Hasselblad und DJI?
Uwe Moebus: Sehr viele, wir arbeiten auf verschiedenen Ebenen eng zusammen. Die DJI Drohne mit unserer Kamera und viel Hasselblad Software-Know how war zum Beispiel ein großer Erfolg, der für unsere Marke ein neues Marktsegment erschlossen hat. Wir helfen uns technologisch gegenseitig, und DJI hat eine sehr starke Entwicklungs-Mannschaft, die sich sehr intensiv mit Kameratechnik und Software beschäftigt.
https://www.hasselblad.com/de-de/