Panasonic Manager Yosuke Yamane im Gespräch mit ProfiFoto über das neue LUMIX S-System und die Strategie hinter der L-Mount Allianz.
ProfiFoto: Yamane-san, wie ist die L-Mount Allianz zustande gekommen?
Yosuke Yamane: Kooperationen zwischen verschiedenen Marken wie die der L-Mount-Allianz werden zukünftig häufiger zu sehen sein. Wir waren die Initiatoren
und haben die beiden anderen Partner dazu aufgerufen, nachdem wir bereits seit 17 Jahren erfolgreich mit Leica kooperiert hatten. Unser Wunsch war schon geraume Zeit, gemeinsam mit Leica ein Vollformat-Kamerasystem auf Basis des L-Mounts anbieten zu können. Sigma ist ein Vorreiter, was besondere Objektive angeht. Gemeinsam werden wir den L-Mount jetzt voranbringen.
Sind weitere Partner in der L-Allianz denkbar?
Derzeit ist kein weiterer Partner vorgesehen, allerdings ist Leica der Lizenzgeber, so dass diese Entscheidung nicht bei uns liegt. Wir machen Gebrauch vom Nutzungsrecht am L-Mount, während beim MFT Standard gleichberechtigte Partner dahinterstehen.
Welche Entwicklung erwarten Sie für den weltweiten Kameramarkt in den nächsten Jahren?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Seit einigen Jahren ist der internationale Kameramarkt bekanntlich rückläufig, was vor allem auf das Segment der Kompaktkameras, aber auch auf das DSLR Segment zurückgeht, während spiegellose Systemkameras wachsende Verkäufe erzielen. Wir setzten seit über zehn Jahren auf spiegellose Kameras und unsere Strategie sieht vor, uns auf DSLM Modelle für Profis und Semiprofis zu konzentrieren. Dabei wird uns unser Vorsprung als Pionier spiegelloser Systemkameras helfen. Professionelle Anwender beeinflussen durch ihre Systemwahl private Anwender und sind daher wichtig für das Image einer Kameramarke.
Wie sieht die Strategie für das LUMIX G-System parallel zum neuen S-System aus?
Mit unserem G-System bieten wir ein möglichst kompaktes System mit kleinen und leichten Kameras und Objektiven an, das mobil ist. Das S-System ist größer und schwerer, bietet aber mehr Möglichkeiten durch das Vollformat. Beide Systeme werden wir parallel ausbauen und weiterentwickeln, wobei wir vor allem auch von unsere Expertise im Videobereich profitieren, der zukünftig noch enger mit der Fotografie verschmelzen wird.
Dabei richtet sich die S-Serie gezielt an professionelle Fotografen. Wir gehen daher davon aus, dass das G-System sich auf Dauer in höheren Stückzahlen verkaufen lassen wird. Bis 2022 hoffen wir, mit dem S-System über zehn Prozent Marktanteil bei Vollformat-Systemkamera zu erreichen.
Canon, Nikon und Sony sind dort bereits erfolgreich, wie will Panasonic in diesem Umfeld punkten?
Wir machen grundsätzlich keine Kompromisse, wenn es um technische Fortschritte geht. Das S-System muss den Ansprüchen professioneller Anwender genügen, die damit Geld verdienen wollen. Die S1 und S1R sind Werkzeuge für den professionellen Gebrauch. Das gilt auch für die Objektive des S-Systems, die ebenso Maßstäbe setzen wie viele Foto- und Video-Features der S1 und S1R, die bei keiner anderen Kamera zu finden sind.
Wie differenzieren sich die S1 und S1R von der Leica SL?
Diese Kameras teilen sich nur das Bajonett, alles weitere entwickelt und verantwortet jeder Partner der L-Mount Allianz eigenständig.
Die S1 und S1R sind daher komplett eigenständige Panasonic Entwicklungen und orientieren sich an den Wünschen professioneller Anwender, woraus sich auch die Größe der Gehäuse ableitet, die genügend Platz für alle sinnvollen Bedienelemente und Technologien bieten. Die Kameras liegen gut in der Hand und sind im Zusammenspiel mit unseren neuen Vollformatobjektiven gut ausbalanciert.
Wird der Ausbau der L-Mount Objektivpalette zwischen Panasonic, Leica und Sigma koordiniert stattfinden?
Nein, jeder Anbieter entscheidet den Ausbau seiner Objektivpalette unabhängig vom anderen. Leica hat aktuell acht L-Mount Objektive, drei weitere sollen folgen, während Sigma 14 neue Objektive für das Bajonett angekündigt hat. Gemeinsam werden bis 2020 mehr als 30 L-Mount Objektive zur Verfügung stehen. Andere Objektive können über Adapter verwendet werden.
Die S1 und S1R setzen Künstliche Intelligenz für die AF Steuerung ein. Welche Perspektive bietet KI in Zukunft bei Kameras?
Deap Learning als Teil Künstlicher Intelligenz ist ein wichtiges Themenfeld unserer Entwicklungsabteilung. Um zum Beispiel die 8K Technologie für fotografische Anwendungen nutzbar zu machen, benötigen künftige Kameras die Fähigkeit zur Objekterkennung, um die finale Bildauswahl praktikabel zu gestalten. Noch ist es aber zu früh, um vorhersagen zu können, wann weitere KI-basierte Technologien in neuen Kameramodellen verfügbar sein werden.