Dank einer über Jahrhunderte erhaltenen Urkunde ist heute noch gewiss: Am 27. Februar 1584 erlaubt der Herzog von Braunschweig den Betrieb einer Papiermühle in Relliehausen am Solling. Papiermacher Merten Spieß, Begünstigter der herzöglichen Genehmigung, machte sich ans Werk und schrieb das erste Kapitel einer bis heute währenden Erfolgsgeschichte.
Begehrt waren seinerzeit vor allem Kanzleipapiere für Urkunden aller Art. Merten Spieß und seine Nachfolger müssen schon damals ein besonderes Händchen für Qualität und Bedürfnisse des Marktes gehabt haben. Anders lässt es sich kaum erklären, dass ausgerechnet diese Manufaktur alle anderen Papiermühlen in der Nähe überlebte, die nach ihr gegründet worden waren.
Fast 200 Jahre bleibt die heutige Hahnemühle im Familienbesitz. Dann, 1769, erwirbt sie Jacob Andrae aus Osterode. Es schließen sich mehr als 100 weitere Jahre an, bis der Hannoveraner Carl Hahne 1886 Eigentümer wird. Hahne wird Namensgeber und vergrößert den Betrieb auf etwa die heutige Größe. Papiermaschinen halten Einzug. Inzwischen hat sich auch das Angebot erweitert: hochwertiges Künstlerpapier ist nun wichtiger Bestandteil des Sortiments.
Zu Beginn des 20-sten Jahrhunderts beteiligt sich das Unternehmen Schleicher & Schuell aus Düren an der Hahnemühle und wird 1927 ihr alleiniger Eigentümer. Schleicher & Schuell bringt wertvolles Wissen zur Herstellung erstklassiger Filtrationspapiere ein und verlegt in den 1940ger Jahren ihre gesamte Produktion nach Dassel.
In die jüngste Unternehmensgeschichte fällt die Entwicklung feinster Künstlerpapiere für Tintenstrahldruck Ende der 1990ger Jahre. Diese als „Digital FineArt Collection“ bekannten Papiere erlauben perfekte Drucke von Fotos oder Reproduktionen auf Papieren mit einmaliger Haltbarkeit und Haptik. Der Bedarf für diese Papiere hat sich in den vergangenen 20 Jahren vervielfacht und Hahnemühle ist bis heute Weltmarkführer im Segment der Fine Art Inkjetpapiere.
Seit 2004 ist Hahnemühle wieder eigenständig, herausgelöst aus dem Verbund der Schleicher & Schuell-Gruppe. Mit Tochtergesellschaften in Großbritannien, Frankreich, den USA und China ist das Unternehmen im globalen Wettbewerb bestens aufgestellt. Das Produktportfolio setzt sich aus den Sparten Traditionelle FineArt, Digital FineArt und Filtration zusammen. In allen drei Bereichen verfügt Hahnemühle über herausragendes know how und Rezepturen, die sie über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte gesammelt und verfeinert hat.
„Ein Unternehmen, dass 435 besteht, hat Innovationsfähigkeit in seinen Genen, sonst hätte es nicht so lange Bestand“, resümiert Jan Wölfle, Geschäftsführer der Hahnemühle seit Beginn des Jahres und ergänzt: „Ich bin erst kurz hier, aber habe schon verinnerlicht, dass sich dieses Unternehmen immer wieder selbst erfindet. Auf jeden Trend im Künstlerpapiermarkt oder Entwicklung im Bereich Fine Art Printing finden unsere Papierprofis die passende Antwort. Es ist einfach faszinierend, wie vielfältig Papier ist. Wie in den vergangenen Jahrhunderten wird sich Hahnemühle auch in Zukunft neue Geschäftsfelder erschließen und im Markt erfolgreich sein.“