Meyer Optik Görlitz, eine Sparte der insolventen Firma net SE, ist von OPC Optics übernommen worden. Nach dem unerfreulichen und an einigen Stellen unrühmlichen Untergang der net SE, durch den Meyer Optik bereits als verloren galt, bedeutet diese Entwicklung eine Fortsetzung der Objektivserien wie zum Bespiel Trioplan. Crowd Funding Besteller gehen allerdings leer aus.
Die net SE mit Sitz in Koblenz hatte Soft- und Hardware sowie Film- und Fotoobjektive und Accessoires wie Fototaschen entwickelt und vertrieben, darunter Objektive der Marke Meyer Optik Görlitz. Die ebenfalls angebotene Taschenmarke Oberwerth ist nach Aussage des Insolvenzverwalters nicht Eigentum der net SE, sondern gehört einer nicht benannten Drittgesellschaft.
Mitte Juli hatte die net SE beim zuständigen Amtsgericht einen Insolvenzantrag gestellt. Rückwirkend zum 1. November hat nun der neue Investor durch die Übernahme der Objektivsparte inklusive des Warenlagers und der Konstruktionspläne der Objektive den Erhalt der Traditionsmarke gesichert, die ihren Ursprung im Jahr 1896 hatte. „Es war bedauerlich mit anzusehen, wie Meyer Optik Görlitz nach dem Neustart im Jahr 2014 durch Qualitätsschwankungen, die vielen, teilweise parallelen Crowdfunding-Projekte über diverse Plattformen, Vorverkäufe unveröffentlichter Objektive über die eigene Internetseite und andauernde Lieferverzögerungen, immer mehr Reputation am Markt verloren hat. Nichts desto trotz sehen wir für uns nun die Chance, die Traditionsmarke professionell und erfolgreich zu etablieren“, so Timo Heinze, Geschäftsführer OPC Optics. „Dazu werden wir einen definitiv anderen, eher konservativen, Ansatz verfolgen und keinerlei Crowdfunding betreiben oder Vorverkäufe von Produkten anbieten. Man muss sich als Hersteller einfach die Zeit nehmen, eine solche Marke wachsen zu lassen, sodass die eigenen Kapazitäten entsprechend mitwachsen können und eine gleichbleibend hohe Qualität sichergestellt werden kann“, so Heinze.
OPC Optics wurde 2016 als Start Up mit Sitz in Bad Kreuznach gegründet und ist ein unabhängiger Hersteller von optischen Komponenten, speziell sphärischer und asphärischer Linsen sowie von kompletten Baugruppen und Objektiven. Mit Hilfe des eigenen technologischen Knowhows und Synergien im Bereich der Objektivfertigung sollen vorhandene Meyer Optik Produkte jetzt optimiert, Produktionsabläufe professionalisiert und weitere Objektive entwickelt werden.
Das bisherige Portfolio von Meyer Optik umfasste zuletzt rund 12 Objektivserien. Dieses, für einen Nischenhersteller recht große Portfolio, soll verschlankt werden. Es sei davon auszugehen, dass beliebte Modellreihen wie das Trioplan 100 oder das P58 (Typ Primoplan) fortgeführt werden. Ob die von der net SE lediglich angekündigten Objektive wie das APO-Plasmat 105 oder das Nocturnus DSLR jemals realisiert werden, scheint dagegen unklar.
„Zunächst werden wir eine Ist-Analyse der vorhandenen Konstruktionen und Designs durchführen. Dank unserer Mess- & Fertigungstechniken sind wir in der Lage, die zum Einsatz kommenden Linsen mit absoluter Präzision zu produzieren und so die optische Performance zu verbessern. Die Fertigung der mechanischen Bauteile und der Zusammenbau der Objektive werden weiterhin in Deutschland erfolgen“, so Heinze.
OPC Optics will zukünftig auf den eigenen Direktvertrieb, sowie auf den stationären Fotohandel setzen. Die Übernahme beinhaltet allerdings nur die Markenrechte an Meyer Optik Görlitz und der dazugehörigen Produkte, offene Forderungen verbleiben bei der insolventen net SE. Auch OPC Optics selbst gehört demnach zu den Lieferanten der net SE, die noch offene Forderungen an diese haben.
Im Zuge der Neuausrichtung der Marke will OPC jedoch prüfen, ob für Kunden, die ein Objektiv bezahlt und nicht erhalten haben, Preisnachlässe beim Neuerwerb eines verfügbaren Objektives realisierbar sind. Auf Anfrage würden Kunden dann ein individuelles Angebot erhalten. Wann beziehungsweise ob ein solches Modell angeboten werden kann, steht momentan allerdings noch nicht fest.