Der globale Umsatz mit Digitalkameras erreichte im ersten Halbjahr 2018 einen Wert von 3,9 Milliarden Euro. Dies ist ein Rückgang von elf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Auch die verkauften Stückzahlen sanken um 15 Prozent. Nur im Segment der top ausgestatteten Premiummodelle stiegen die Umsätze und Verkaufszahlen. Ähnliche Trends zeigen sich in Deutschland, wo der Umsatz im ersten Halbjahr 2018 ein Volumen von 345 Millionen Euro erreichte. Dies ist gegenüber der Vorjahresperiode ein Minus von neun Prozent. Das sind Ergebnisse von GfK zum globalen Fotomarkt anlässlich der photokina 2018 in Köln.
Die aktuellen Rückgänge sind teilweise auf ein außerordentlich starkes erstes Halbjahr 2017 zurückzuführen. Damals wurde der Markt durch die Einführung neuer Produkte getrieben und als Sondereffekt kam es zu verspäteten Käufen aufgrund der Lieferschwierigkeiten für Bildsensoren nach dem Erdbeben in Japan im Frühjahr 2016.
Die Fotobranche steht allerdings bereits seit Jahren vor großen Herausforderungen. Klassische Einsteiger-Digitalkameras sind kaum noch gefragt, da Smartphone-Kameras qualitativ immer besser werden. Damit verschwindet der Massenmarkt aus den Zeiten des Digitalkamera-Booms. Zwischen 2013 und 2017 schrumpfte der weltweite Absatz von Digitalkameras mit fest verbautem Objektiv im Schnitt jährlich um fast 30 Prozent.
Kompaktkameras mit größeren Bildsensoren und hohem Zoomfaktor konnten diese Abwärtsspirale zuletzt bremsen und sorgten für eine Erhöhung des Durchschnittspreises für Kompaktkameras von 148 Euro im Jahr 2013 auf 240 Euro im ersten Halbjahr 2018. Weltweit wurden mit Kompaktkameras im ersten Halbjahr 2018 Umsätze in Höhe von knapp einer Milliarde Euro erzielt und damit 21 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Der Umsatz mit Wechselobjektivkameras sank im ersten Halbjahr 2018 um acht Prozent auf weltweit mehr als drei Milliarden Euro. Innerhalb des Segments der Wechselobjektivkameras verzeichneten allerdings Premiummodelle mit 4K-Videofunktion und integriertem W-LAN ein Umsatzplus von 90 Prozent. Damit erzielen diese Geräte bereits rund 45 Prozent des Gesamtumsatzes mit Wechselobjektivkameras.
Markus Kick, GfK Experte für Foto und Unterhaltungselektronik, kommentiert: „Die zunehmende Nachfrage nach High-End-Kameras kann den Abwärtstrend in der Fotoindustrie aktuell bremsen. Dies gelingt jedoch nur mit Produkten, die das passende Ausstattungspaket mitbringen. Ein großer Sensor allein reicht nicht mehr aus, um Markterfolg zu garantieren. Hersteller müssen Kameras mit den Funktionen anbieten, die Nutzer aus ihrem täglichen Umgang mit technischen Gebrauchsgütern gewöhnt sind: 4K, W-LAN und Bluetooth sind die Stichwörter. Nur wenn Digitalkameras den Funktionsumfang einer Smartphone-Kamera deutlich übertreffen, hat die Fotobranche die Argumente auf ihrer Seite.“
Der Trend zu hochwertigen Kameras zeigt sich auch in der wachsenden Bedeutung von einzeln verkauften Kameragehäusen. Im ersten Halbjahr 2018 wurde weltweit beinahe jede fünfte Wechselobjektivkamera ohne Objektiv verkauft. Diese Kameras erzielen mit mehr als 1.500 Euro einen deutlich höheren Durchschnittspreis als Kameras, die im Set mit einem Objektiv verkauft werden. Spiegelreflex- und spiegellose Systemkameras liegen in dieser Statistik gleichauf.
Die Profiteure des Premiumtrends sind Fotofachhändler, die ihren Umsatzanteil weltweit auf 44 Prozent steigerten. Bei Kameras mit einem Preis von mindestens 1.000 Euro stammten fast 70 Prozent der Umsätze von spezialisierten Händlern. Fast 30 Prozent der weltweiten Umsätze mit Kameras wurden mittlerweile im Online-Handel erwirtschaftet, der seine Bedeutung kontinuierlich steigert.
Der Trend zu High-End-Fotoausrüstungen zeigt sich auch bei Objektiven. Weltweit wurden im ersten Halbjahr 2018 Objektive im Wert von mehr als einer Milliarde Euro verkauft. Besonders beliebt sind aktuell Objektive für spiegellose Systemkameras, deren Umsatz um rund 25 Prozent zulegte. Weltweit wurden im ersten Halbjahr mehr als 700.000 Objektive für spiegellose Systemkameras verkauft und der Durchschnittspreis stieg in diesem Segment binnen eines Jahres von 560 Euro auf 580 Euro. Gefragt sind hier Festbrennweiten, was sich auch im Angebot widerspiegelt: mehr als 80 Prozent der angebotenen Objektive für spiegellose Systemkameras sind Festbrennweiten.
GfK erhebt im Rahmen des Handelspanels weltweit regelmäßig Point-of-Sales-Daten zu Fotoprodukten wie Kameras, Objektiven und Fotozubehör. Für den globalen Markt liegen dieser Auswertung Daten aus 54 Ländern für Kameras beziehungsweise 29 Ländern für Objektive zugrunde.