ProfiFoto im Gespräch mit Leica Direktor Marius Eschweiler und dem Optik-Designer Dr. Florian Weiler über die Kooperation mit Huawei.
ProfiFoto: Wie bitte gestaltet sich die Kooperation zwischen Huawei und Leica in der Praxis?
Marius Eschweiler: Wir bilden ein gemeinsames Entwicklerteam. Es ist also nicht so, dass wir bei Leica etwas für Huawei entwickeln und dann zur Verfügung stellen, sondern wir arbeiten tatsächlich Hand in Hand gemeinsam an der bestmöglichen Bildqualität, die mit einem Smartphone zu erzeugen ist.
Dr. Florian Weiler: Das erste Smartphone, das in Kooperation von Huawei und Leica entwickelt wurde, kam im April 2016 auf den Markt, unsere Zusammenarbeit begann aber bereits vor rund vier Jahren. Das R&D Team besteht aus Ingenieuren beider Hersteller, wobei Leica natürlich einen Schwerpunkt beim Optik-Design hat, das für die Bildqualität entscheidend ist. Außerdem steuern wir unser Wissen in Sachen Bilddaten-Processing bei. Die Produktion der Smartphones erfolgt zu 100 % bei Huawei.
Für viele Konsumenten stellt sich mittlerweile die Frage, wozu sie überhaupt noch eine Kamera brauchen könnten …
Marius Eschweiler: Es gibt nicht nur für Profis eine Reihe an Gründen, außer mit dem Smartphone mit einer dedizierten Fotokamera zu arbeiten, seien es die Vorteile größerer Sensoren oder die der Wechselobjektive. Wer mit einer Leica Kamera fotografiert, ist mit einem Geiger vergleichbar, der sein Instrument beherrscht, während Smartphones Konsumenten ermöglichen, schnell und einfach bessere Bilder zu machen. Um bei dem Vergleich zu bleiben: Wenn eine Leica einer Violine entspricht, ist das Smartphone ein Synthesizer, der den Klang diverser Instrumente simuliert.
Es geht ja nicht darum, Kameras durch Smartphones zu ersetzten. Es handelt sich hierbei um zwei unterschiedliche Produktkategorien. Wichtig ist, dass Kameras und Smartphones nahtlos miteinander vernetzt werden können.
Wieso braucht das Huawei P20 Pro gleich drei Kameras?
Dr. Florian Weiler: Dank der integrierten Tripple Kamera können wir eine optische Zoomfunktion in das Smartphone integrieren, ohne dass das Gerät dadurch größer wird.
Außerdem nutzen wir die drei Module zum Multi-Framing, bei dem es je nach Aufgabenstellung und -situation sein kann, dass alle drei Kamera-module an einer Aufnahme beteiligt sind, wir aber nur einen Teil der Bildinformationen anschließend tatsächlich in das Bild einfließen lassen. Wenn zum Beispiel Bewegung im Motiv ist, sind lange Belichtungszeiten ein Problem. In einem solchen Fall kombinieren wir entsprechende Teilaufnahmen von zwei verschiedenen Kameramodulen.
Was ist entscheidender für die Bildqualität eines Smartphones, die Hard- oder die Software?
Dr. Florian Weiler: Zu einer Smartphone-Kamera gehören verschiedene Elemente, von der Optik über den Sensor und Bildprozessor bis hin zur Software, die im Falls des P20 Pro mit künstlicher Intelligenz arbeitet. Unsere Kooperation umfasst alle Glieder dieser Kette. Die Software ist angesichts des Formfaktors eines Smartphones ein wesentlicher Faktor für die bestmögliche Bildqualität.
Wird auch Leica KI-Technologie in seinen Kameras verwenden?
Marius Eschweiler: Unsere Partnerschaft ist keine Einbahnstraße. Natürlich lernen auch wir bei Leica vieles von Huawei. Dazu gehört unter anderem das Know-how in Sachen künstlicher Intelligenz zur Verbesserung der Bildqualität, das wir als sehr inspirierend wahrnehmen.