Dem Fotografenhandwerk in Deutschland geht es schlecht. So lautet das Ergebnis einer bundesweit vom Bund Professioneller Porträtfotografen, BPP, und der Fotowerkstatt durchgeführten Umfrage, über die Profifoto-Online berichtet hat. An der Umfrage hatten 1.500 in die Handwerksrolle eingetragene Fotografen teilgenommen.
Rund zehn Jahre nach Abschaffung der Meisterpflicht im Fotografenhandwerk hat sich die Zahl der in der Handwerksrolle eingetragenen, selbständigen Fotografen von rund 4.000 auf über 20.000 verfünffacht. Der Durchschnittsumsatz pro Fotograf ging in derselben Zeit um 57% von rund 200.000 Euro im Jahr 2004 auf 69.000 Euro im Jahr 2012 zurück.
Vor allen die Handwerkskammern, denen gewerblich tätige Fotografen angehören müssen, erhalten von den Umfrageteilnehmern die Note ungenügend. BPP Geschäftsführer Michael Belz: „Über 80% der Befragten wollen raus aus der HWO. Viele Fotografen haben weder Interesse daran, Nachwuchsfotografen auszubilden, nur ein Drittel will den Zwang zum Meisterbrief wieder einführen. Hoch ist das allgemeine Frustpotential: nur 29% glauben, dass der Fotografenberuf eine Zukunft hat, Fotografen ohne handwerkliche Ausbildung sind auf dem Vormarsch, die klassische Studiofotografie geht zurück. Fotografen-Innungen sind kaum noch existent.“
Diese Ergebnisse veranlassten den Vorsitzenden des Centralverbandes Deutscher Berufsfotografen (CV) der offiziellen Standesvertretung der Handwerksfotografen zu dieser Stellungnahme:
„Der Nutzen liegt im Anspruch des Betrachters…“
Was wird nicht regelmäßig über den Niedergang der Branche philosophiert und recherchiert. Frei nach dem Sprichwort „Wes Brot ich ess’ – des Lied ich sing’“. Da werden von ca. 15.000 in ganz Deutschland angemeldeten Personen, die „fotografische Dienstleistungen“ erbringen nur 10% in einer Umfrage berücksichtigt.
Natürlich auch deshalb, weil die Mehrheit nur sporadisch im Nebenerwerb kreativ tätig wird und in keiner berufsständischen Organisation aktiv sein will.
Unzufrieden sind meist diejenigen, die mit wenig Geschäftserfolg die geringstmöglichen Kammerbeiträge entrichten, und dafür nicht einmal nutzbare Leistungen im System der Handwerksordnung und dem dualen Ausbildungssystem für sich finden. Selbst frei zugängliche Seminare zur Mitarbeiterführung, Rechts- oder Organisationsberatung werden kaum besucht.
Wer keine Mitarbeiter beschäftigt, keine Lehrlinge ausbilden kann, oder selbst Quereinsteiger ist, beschwert sich hier über ein System, das auf mittelständische Strukturen im Vollerwerb ausgerichtet ist. Schweigen gilt als Zustimmung sagt man – und es verwundert nicht, dass die zahlreichen zufriedenen Profis aus der People- und Werbefotografie sich hier nicht zu Wort gemeldet haben. Gerade erfolgreiche Kollegen bauen auf das international beneidete System der dualen Ausbildung. Nach Jahren der gewaltigen Umwälzung der Branche, wie den Übergang der Fotografen in die Anlage B der HWO , das Ende von Bildergeschäft und Handel, Passbildautomatenaufstellung, und dem schier endlosen Zustrom von Nebenerwerbsbildermachern in den Markt zeigt sich die Lage nach einer unvermeidlichen Schrumpfung wieder stabil.
Der Bedarf an gestalterisch und technisch bestens ausgebildeten Fachkräften ist vor allem in der Werbe und Industriefotografie enorm – auch der erfolgreiche People- oder Hochzeitsfotograf kommt wohl kaum noch ohne Foto-Assistent oder Videograf und Bildbearbeiter aus. Die 6 deutschen Meisterschulen sind aktuell
überbucht und können sich die Teilnehmer aussuchen. Wer heute nachhaltig erfolgreich sein will, braucht kaufmännisch, rechtlich, gestalterisch und technisch bestes Rüstzeug, das man nicht „en passent“ durch Tagesseminare gewerblicher Anbieter oder Tutorials im Internet im Schnellverfahren oder durch Einsatz des historischen „Nürnberger Trichters“ erwerben kann. Im Rahmen der dualen Ausbildung werden mit CGI- und Videokursen Grundlagen für spätere Spezialisierungen geschaffen.
Gleichbleibend hohes Niveau der Prüfungsausschüsse wird durch jährlich wiederkehrende, mehrtägige Seminare der Prüfer sichergestellt. Bei Licht betrachtet trennt sich aktuell die Spreu vom Weizen: Nebenerwerbs-Dienstleister mit geringen Umsätzen im privaten Umfeld arbeiten häufig, wie so anmutig im Vorwort des bpp beschrieben, im eher künstlerischen „avaible light-Modus“ alleine und von zuhause aus, während Kollegen mit umfangreichem Leistungsportfolio im kommerziellen Umfeld nach wie vor in die Aus- und Weiterbildung, angestellte Mitarbeiter und bis hin zur vollstufigen Ausrüstung investieren und damit erfolgreich mittelständische Unternehmensstrukturen schaffen.
Der Centralverband steht als Dachorganisation der professionellen Fotografen als Bindeglied zwischen Politik, Bildungsstätten und Mitgliedern. Er ist mit seinem Berufsbildungsausschuß der Koordinator für Meisterschulen, überbetriebliche Ausbildungsstätten, Fortbildung für Meister- und Gesellenprüfungsausschüsse und in Zusammenarbeit mit dem Bundeswirtschaftsministerium und Handwerkskammern für das Berufsbild der Fotografen zuständig. Der CV ist als Teil des FEP für die Qualifikation von Profis auf europäischer Ebene beteiligt und kooperiert seit 2015 bei Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen mit dem Professional Imagers Club PIC. Der CV unterstützt auch dieses Jahr die Fotoconvention in Zingst sowie zahlreiche weitere Veranstaltungen. Mitglieder profitieren von erheblichen Preisvorteilen bei Einkauf, Dienstleistungen und Seminaren.
Hier der Link zu den Ergebnissen der BPP-Umfrage: http://www.b-p-p.info/home/gesamtergebnis-der-handwerksumfragen