Ein glückliches Händchen hat der koreanische Großkonzern Samsung im Kameramarkt noch nie bewiesen. Umso erfolgreicher erweist sich seine Strategie bei den Smartphones, dem aktuell größten Widersacher der Kamerahersteller. Es scheint also nur folgerichtig, dass Samsung den Kameramarkt aufgibt.
Der Rückzug aus dem Kameramarkt soll, so hat es der koreanische Elektronikriese Samsung betont, zunächst nur in Deutschland erfolgen. In einem offiziellen gibt er dazu folgende Begründung:
„In Deutschland beobachten wir seit längerer Zeit einen allmählichen Rückgang der Nachfrage nach Digitalkameras, Camcordern und entsprechendem Zubehör. Wir müssen uns den Anforderungen des Marktes anpassen und haben uns daher entschlossen, Verkauf und Marketing dieser Produkte schrittweise auslaufen zu lassen. Hierbei handelt es sich um eine Entscheidung, die nur den deutschen Markt betrifft.“
Zu weiteren, offiziellen Statements ist das Unternehmen nicht bereit. Die Entscheidung ist nicht spontan gefallen und die Gerüchte über einen zu erwartenden Ausstieg von Samsung waren schon seit längerem und nicht nur den deutschen Kameramarkt betreffend im Umlauf.
Es war auch zu erwarten, dass so ein Ausstieg nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen ist und das man alles versuchen würde, den Schaden in Grenzen zu halten und den Abverkauf der bereits produzierten Produkte so wenig wie nur möglich zu gefährden. Für die Käufer einer höherwertigen Systemkamera ist es allerdings unfair, wenn er vor dem Kauf nicht darüber aufgeklärt wird, dass sein System in zukünftig nicht mehr weiter entwickelt wird.
Samsungs Engagement im Fotomarkt ist nicht neu und das Unternehmen hat immer wieder versucht, sich hier zu etablieren. Schon sehr früh wurden in der Fabrik in Pusan, Südkorea Kameras und Objektive hergestellt – zum Teil auch in Lohnfertigung bzw. mit Lizenz von Minolta. Immer wieder versuchte der Konzern, durch Partnerschaften und Zukäufe sich Kompetenz und Anerkennung in der Branche zu verschaffen. Doch gelang es nicht, sich vom Image eines koreanischen Billiganbieters zu befreien. Der 1995 erfolgte Zukauf der deutschen Traditionsfirma Rollei wurde schon nach wenigen Jahren wieder abgestoßen. Auch die Partnerschaften mit Schneider Kreuznach und Pentax verhalfen Samsung nicht zu dem gewünschten Ansehen. Offensichtlich ganz besonders nicht in Deutschland, wo man hoffte, dass die Partnerschaften mit den hiesigen Traditionsfirmen sich im Image niederschlagen und zu guten Verkäufen führen würden.
Dabei sprach in letzter Zeit Vieles dafür, dass Samsung mit seinen Kameras reüssieren könnte. Sie glänzten früh vor allem in den Kommunikationsmöglichkeiten mit Features, wie sie andere bis dahin vernachlässigt haben. Vor allem die hochwertigen Systemkameras der NX-–Reihe wurden von den Fachmagazinen hochgelobt.
Doch seine große Zukunft im Bereich der Konsumgüter sieht der Konzern, so zumindest verkündete er es noch auf der IFA 2015 in Berlin, nicht so sehr im Kameramarkt sondern in erster Linie im Internet der Dinge, der Kommunikation von Geräten untereinander.
Hier wird schon in naher Zukunft ein Milliardengeschäft heranwachsen. Die Telekommunikation, in der Samsung nach wie vor zu den ganz großen Playern gehört, liefert dafür die technologische Basis. Aber auch die Imaging Branche will Samsung weiterhin kräftig aufmischen: Nur wenige Tage nach dem offiziellen Ausstieg aus dem deutschen Kameramarkt gab das Unternehmen die Entwicklung der neuartigen Britecell Technologie bekannt. Mit Ihr sollen Aufnahmen mit Smartphone Kameras in Zukunft noch besser gelingen. Vor allem unter bei schlechten Lichtbedingungen soll sie bessere Fotos und Videos ermöglichen als dies bisher möglich war.