In seinem Langzeitprojekt zeigt der Schweizer Fotograf die Heimat seiner Familie – Sizilien – als eine Region im Stillstand, im Zustand des gleichgültigen oder auch hoffnungsvollen Wartens – symbolisiert durch eine Brücke, die es wahrscheinlich nie geben wird.
Sein Interesse für den Küstenstrich um Messina beschreibt er so: „Die Distanz zum italienischen Festland ist hier so gering, dass die Idee einer Brücke zwischen den Ufern Kalabriens und Siziliens die Köpfe der Bewohner:innen seit Generationen obsessiv besetzt. Fasziniert von dieser Brücke, die auf keiner Landkarte verzeichnet ist, begann ich das Küstengebiet 2005 fotografisch zu dokumentieren. Bereits von Mussolini in den Kriegsjahren angekündigt, weckte das höchst umstrittene Brückenprojekt das Interesse Berlusconis, der es in seiner Amtszeit zu konkretisieren begann. Wiederholt wurde dieses gigantomanische Prestigeobjekt diskutiert, geplant und schließlich wieder verworfen.“ So zeigen Miccichés Bilder die zögerlichen Versuche der Aufwertung der Region und die Menschen in ihrem Alltag, wie die Fischer, deren Verdienst schon lange nicht mehr zum Leben reicht. Das letzte Bild in seinem langen Essay wird er schießen, wenn der Grundstein zur Brücke gelegt ist.
Edition Patrick Frey, N° 343, Hardcover, 156 Seiten, 70 Abb. in Farbe, 68 Euro, ISBN 978-3-907236-43-7
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