Helmut Newton unterschied kompositorisch und stilistisch nicht zwischen der Arbeit für Zeitschriften und den Aufträgen von Werbekunden. Selbstironisch nannte er sich „A Gun for Hire“ („Auftragskiller“) – und so hieß auch June Newtons legendäres Buch* über seine kommerzielle Fotografie, das nun in einer von der Helmut Newton Stiftung überarbeiteten Neuausgabe bei Taschen erscheint.
Das schnörkellose Werk des vielleicht am meisten gefeierten Fotografen des 20. Jahrhunderts widersetzt sich jeder Kategorisierung. Newton sträubte sich stets gegen die Bezeichnung als Künstler und so ist es dem Betrachter überlassen, dies in Anbetracht der zahllosen Schauen in Museen und Galerien, heute anders zu sehen: „Die fotografische Arbeit mancher Menschen ist Kunst. Meine nicht“, so Helmut Newton 2004 zu Newsweek. „Wenn meine Fotos zufällig in einer Galerie oder einem Museum ausgestellt werden, soll es mir recht sein. Aber das ist nicht der Grund, warum ich sie mache“.
A Gun for Hire vereint eine Auswahl von Newtons Auftrags- und Modefotografien der frühen 1960er-Jahre bis 2003, u.a. für BiBA (erster Modekatalog 1962), Chanel, Yves Saint Laurent, Versace, Thierry Mugler, Blumarine, Villeroy & Boch und Absolut Vodka, sowie seine letzten Bilder für die amerikanische und italienische Vogue – alles Auftragsarbeiten des „Gun for Hire“. Diese Werkgruppen sind erstmals Bestandteil einer Überblicksausstellung zu seiner Werbefotografie und bieten mit über 100 nahezu unbekannten Fotografien eine wichtige Ergänzung zu Newtons bekanntem Werk. Die Ausstellung HELMUT NEWTON. BRANDS wird bis 14. Mai 2023 in der Helmut Newton Stiftung, Berlin, präsentiert.
*Helmut Newton. A Gun for Hire – Mit einer Einleitung von Matthias Harder und Statements von June Newton, Pierre Bergé, Tom Ford, Josephine Hart und Anna Wintour. Hardcover, 23 x 30,5 cm, 1,85 kg, 240 Seiten
50 Euro, ISBN 978-3-8228-4643-8 (Deutsch, Englisch, Französisch)