Jana Sophia Nolles „Living Room“ ist eine konzeptuelle fotografische Studie temporärer Obdachlosenbehausungen, die sie in verschiedenen Wohnungen in San Francisco nachgebaut hat.
Dazu arbeitete Nolle eng mit den wohnungslosen Menschen zusammen, baute ihre Zufluchtsorte in Wohnzimmern wohlhabender Personen nach und fotografierte sie dort. Wenngleich Nolle ein hochästhetisches „Inventar, eine Typologie dieser improvisierten Unterkünfte mit all ihren Eigenschaften“ erarbeitete, stellen sich ihre Fotografien dem drängenden soziopolitischen Zwiespalt zwischen sorglosem Leben und Leben in Sorge. Als Jana Sophia Nolle, Jahrgang 1986, nach San Francisco kam, war sie schockiert über die enorma Obdachlosenzahl der Metropole. Fasziniert von den Konstruktionen, mit denen die Wohnungslosen versuchten, sich und ihre Sachen zu schützen – unmittelbar neben teuren Townhäusern und Villen – entschied sich Nolle, diese beiden Seiten San Franciscos zusammenzubringen. 15 wohlhabende Familien öffneten der Fotografin ihre Häuser für das Projekt, wohlgemerkt nur „altes Geld“, keine neureichen „Techies“, wie die Mitarbeiter von Google, Facebook oder Amazon genannt werden.
Kerber Verlag, 64 Seiten, 42 Abb. in Farbe, Hardcover, Englisch, 48 Euro, ISBN 978-3-7356-0705-8
https://www.kerberverlag.com/de/1848/jana-sophia-nolle