Das Buch* und die Ausstellung Untold Stories im Düsseldorfer Museum Kunstpalast – die erste von Peter Lindbergh (1944-2019) selbst kuratierte Werkschau – entwickelten sich im Laufe der zweijährigen Vorbereitung zu Herzensprojekten, die der Fotograf erst kurz vor seinem Tod fertigstellte.
Gezeigt werden Fotos aus den frühen 1980er Jahren bis in die Gegenwart, die den Blick auf Lindberghs umfangreiches Oeuvre nochmal verändern und seine besondere Idee der Modefotografie deutlich machen. Gezeigt werden berühmte Lindbergh-Aufnahmen, viele bislang noch unveröffentlichte Bilder sowie Auftragsarbeiten für Magazine wie Vogue, Harper’s Bazaar, W, Interview, Rolling Stone oder Wall Street Journal.
Untold Stories ist Lindberghs persönlichstes Statement zu seinem Werk. Der Fotograf hat stets den Menschen in den Vordergrund gerückt und damit die Bildsprache von Modeaufnahmen revolutioniert. Seine Fotos machten aus Supermodels nicht nur Ikonen, sondern vor allem Frauen und verschoben die Grenze zwischen Modefotografie und zeitgenössischer Kunst. „Durch die Ausstellung ergab sich die Möglichkeit, ausführlicher über meine Bilder und in einem anderen als dem Modekontext nachzudenken,“ sagte Lindbergh im Gespräch. Inspiration holte er sich vom Tanztheater, aus dem Film, insbesondere Fritz Langs Metropolis, aber genauso von den Industriebrachen seiner Heimatstadt Duisburg. In Untold Stories begegnete Lindbergh, wie er sagt, seinen Fotos nochmal gänzlich neu.
Der bei Taschen erschienene Ausstellungskatalog im XL-Format zeigt über 150 Aufnahmen – die meisten im Lindbergh-typischen Schwarz-Weiß gehalten. Nächtliche Straßenszenen und dramatische Settings am Hafen oder in Fabrikruinen belegen sein unnachahmliches Talent als Geschichtenerzähler. Daneben erleben wir private, fast intime Momente mit Persönlichkeiten, die in jahrelanger enger Beziehung zum Fotografen standen: Nicole Kidman, Uma Thurman, Robin Wright, Jessica Chastain, Jeanne Moreau, Naomi Campbell, Charlotte Rampling und andere. Abgerundet wird das Ganze durch ein ausführliches Gespräch zwischen Lindbergh und Kunstpalast-Direktor Felix Krämer sowie eine Hommage von Wim Wenders an seinen Freund Peter Lindbergh.
,,Als ich meine Fotos das erste Mal an der Wand im Ausstellungsmodell sah, habe ich mich erschrocken, aber auch auf positive Weise. Es war überwältigend, auf diese Art vor Augen geführt zu bekommen, wer ich bin.“
— Peter Lindbergh, 2019
*Peter Lindbergh. Untold Stories, Hardcover, 27 x 36 cm, 320 Seiten, ISBN 978-3-8365-7991-9 (Deutsch, Englisch, Französisch)
Foto einer Gruppe junger Frauen, die kurz darauf zu den Supermodels der 90er-Jahre werden sollten – sowie zahlreiche Ausstellungen in berühmten Institutionen wie dem Victoria & Albert Museum in London und dem Centre Pompidou in Paris.
Einzelausstellungen widmetem ihm unter anderem der Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin, das Bunkamura-Museum in Tokio und das Moskauer Puschkin-Museum für Bildende Künste.
Die Koautoren:
Felix Krämer ist seit 2003 Kurator viel beachteter Ausstellungen sowie Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen zur modernen Kunst. 2013 wurde ihm die Auszeichnung Chevalier dans l’Ordre des Arts et des Lettres verliehen. Nach Stationen
u. a. an der Hamburger Kunsthalle sowie am Städel Museum, Frankfurt am Main, ist Krämer seit Oktober 2017 Generaldirektor des Kunstpalastes in Düsseldorf.
Der Regisseur, Autor und Fotograf Wim Wenders ist einer der bedeutendsten deutschen Filmemacher. Bekannt wurde er vor allem durch Paris, Texas (1984), Der Himmel über Berlin (1987), Pina (2011) und Das Salz der Erde (2014, Ko-Regie), einem Dokumentarfilm über Sebastião Salgado. Viele Filmemacher, Künstler und Fotografen wurden von seinen Werken beeinflusst, darunter sein Freund, der verstorbene Peter Lindbergh.