Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk hat als Jugendlicher und junger Mann fotografiert, mit fast manischer Intensität. Jetzt fotografiert Pamuk wieder – ebenso manisch. Der Band zeigt eine Auswahl dieser spannenden Landschafts- und Seelenbilder.
In seiner Jugend und als junger Erwachsener fotografierte Orhan Pamuk mit großer Liebe und genauem Blick für seine Heimatstadt: das Tor zum Bosporus, die asiatische und die europäische Seite Istanbuls. Jetzt fotografiert Pamuk wieder. Vom Balkon aus. 8.500 Farbfotografien entstanden dabei in den Wintermonaten 2016/17. Manchmal verließ Pamuk seinen Schreibtisch nur, um mit dem Blick den Bewegungen der Boote vor seinem Fenster zu folgen, dem Treiben jenseits seines Balkons oder den sich konstant verändernden Landschaften. Je mehr Fotografien entstanden, die Pamuk wie im Rausch machte, desto stärker geriet er dabei in eine seltsam melancholische Stimmung, in der sich ihm allerlei Fragen aufdrängten: Warum mache ich überhaupt diese Bilder? Wie hängen Sehen und Fotografieren zusammen? Warum gefällt uns die Ansicht einer Landschaft in Fotografie und Natur? Darüber gibt Orhan Pamuk Auskunft, in seiner Einführung, die selbst ein Stück Literatur ist: ein tiefsinniger und intimer Einblick, sowohl in seine Seele als auch in die Kunst des Fotografierens.
Steidl Verlag, 200 Seiten, 486 Abb. in Farbe, gebunden, Deutsch, 34 Euro, ISBN 978-3-95829-539-1