Der koreanische Fotograf Taewon Jang inszeniert Industrieanlagen als Kathedralen der Neuzeit.
Bedrohlich und gewaltig, auch mitten in der Nacht grell beleuchtet – der koreanische Fotograf Taewon Jang, geboren 1976 in Seoul, stellt Industriestätten in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Wenn er Stahlfabriken, Atommeiler, Kühltürme, Lagercontainer oder Giftgasfabriken porträtiert, wird deutlich, dass der Mensch in der abgebildeten Umgebung kaum mehr eine Rolle spielt. Wohngebäude erscheinen im Vergleich dazu winzig, der Maßstab ist offensichtlich ein anderer geworden.
Jang zeigt dem Betrachter die industriellen Landschaften bevorzugt im Morgengrauen oder Abendrot, bei Mondlicht, Nebel oder Schnee, manchmal rückt er auch knorrige Bäume in den Bildvordergrund. Doch trotz oder gerade wegen dieser potenziell romantischen Idylle versprechenden Topoi nimmt der Betrachter eine unheimliche Endzeitstimmung wahr. Scheinbar menschenleere Großanlagen beherrschen den Horizont; sich bewegende Bagger, Kräne und Förderbänder vermitteln den Anschein, als hätten sie ein gefährliches Eigenleben.
Hatje Cantz Verlag, 168 Seiten, 77 Abb. in Farbe, 35 Euro, Englisch, gebunden, ISBN 978-3-7757-3784-5