Als überzeugter Reporter versuchte Hoepker lediglich, das abzubilden, was er sah, und klar seine Meinung zu formulieren. Diese schrieb er beispielsweise neben Aufnahmen, die die Ausbildung amerikanischer Marines zeigen. Ihm zufolge verwandle sie junge, naive Männer in unterwürfige Killer. In Zeiten, in denen Krieg wieder als Fortsetzung der Politik gilt, ist dies eine unbequeme Wahrheit.
Hoepker kam dabei ohne dramatische Szenen aus. Tatsächlich ließ er sich weder in Kriegsgebieten noch in exotischen Ländern dazu verleiten, sie als Material für seine Werke zu benutzen. Bei einer Versammlung von Pataxó-Indianern hebt seine Kamera ein gähnendes Mädchen heraus, was sie uns nahe bringt. Ebenso wirken die beiden chinesischen Soldaten auf der Folgeseite auf den ersten Blick höchst befremdlich. Doch berührt es auch jeden, wie verloren sie in der prächtigen Kulisse wirken.
In solchen Momenten packt Hoepker den Betrachter, der dann unbedingt die ganze Geschichte erfahren will. Beim Durchblättern der Seiten bedauert er bald, dass nur wenige Sätze das Foto erläutern, und ihm bleibt nur, sie im Kopf weiterzuspinnen.
Der Bildband „Reiselust“ erschien begleitend zur gleichnamigen Ausstellung im Jahr 2014. Die höchstens acht Bilder zu jedem Land werfen ein Schlaglicht auf das Weltgeschehen der letzten 60 Jahre. Trotz Bilderflut in den Medien machen sie Lust darauf, mehr zu sehen.
Thomas Hoepker: Wanderlust. TeNeues 2014, 304 Seiten, Hardcover, ISBN 978 3 8327 9852 9, Preis: 79,90 Euro