So radikal fotografierte niemand den Osten Berlins. Pariser Platz, Rathaus, Alexanderplatz, Thälmann Denkmal und Grenze markieren die Topographie. Es sind schnelle, präzise Blicke, die sich in die Spalten dazwischen, in verstellte Ansichten graben: Anschnitte und Diagonalen, harte Blicke, Schwarz gegen Weiß und ein Grau frei von pittoresker Poesie. Diese Bilder, entstanden 1987, formulieren eine kalte, unversöhnliche Wut. Die junge Fotografin Maria Sewcz kündigte jene Verbindlichkeit gegenüber dem Sichtbaren auf, die den fotografischen Konsens prägte: dass jedes Bild an seinen Rändern endet. Dass es da den einen Raum der Wahrnehmung gibt, den alles und jedes miteinander teilt. Dass Augenblicke entscheidend sind. inter esse ist eine Berlin-Erzählung, in der sich jüngere deutsche Geschichte niederschlägt. Sie artikuliert sich aus dynamischen Bewegungen heraus im ständigen Wechsel der Perspektiven und ohne jedes Interesse, die individuelle Wahrnehmung den sogenannten historischen Notwendigkeiten unterzuordnen.
Steidl Verlag, 80 Seiten, zahlr. Abb. in Duplex, 38 Euro, gebunden, Deutsch / Englisch, ISBN 978-3865217882.