Leuteneggers Bilder – aufgenommen teils mit dem Film „Kodak Portra“, teils mit einer Digitalkamera – führen eine Geisterstadt vor. Tatsächlich geht es Rochester aber relativ gut: Ein Grund ist, dass sich die Stadtverwaltung nicht allein auf Kodak als Finanzier und Arbeitgeber verließ, sondern seit den 1990er Jahren verschiedenartige Betriebe anlockte. Andere entstanden auf der Basis des Wissens, das die gut ausgebildeten Arbeiter vor Ort besaßen. Außerdem füllt der riesige Mischkonzern ITT die Lücke, die Kodak hinterließ.
Wenn Leutenegger verlassene Orte in Rochester zeigt, präsentiert sie keine Sozialstudie. Vielmehr bezeugen die verwaisten Fabrikhallen die Leere, die die analoge Ära hinterlassen hat. Für manche Fotografen verschwand ein Teil der eigenen Geschichte, die eng mit den dottergelben Filmverpackungen verbunden war. So ziegt der Bildband das berührende Porträt einer Stadt und bildet zugleich den Abgesang auf die Ära der analogen Fotografie.
Catherine Leutenegger: Kodak City. Kehrer 2014, Hardcover, 160 Seiten, ISBN 978 3 86828 462 1, Preis: 39,90 Euro