Das Buch hat laut Vorwort die Absicht, der Bilderflut in den Medien etwas entgegenzusetzen. Denn in der Masse gehe ein Schlüsselbild wie etwa Robert Capas "Fallender Soldat" unter. Daher erzählen die Bildreporter selbst, wie ihre Aufnahmen entstanden. Es erweckt allerdings Misstrauen, wenn sich Journalisten selbst zur Nachricht machen. Im Irak-Krieg schmückten sich beispielsweise CNN-Reporter mit schusssicheren Westen und anderer martialischer Kleidung, als sie vor die Kamera traten. Außerdem droht immer die Selbstinszenierung als "harter Hund", die auch in "Bilderkrieger" nachzulesen ist. Unbenommen von persönlichem Mut wirkt es abstoßend, wenn Reporter äußern, dass sie vor allem auf Adrenalin-Schübe oder "Schnaps und Frauen" aus sein.
Dies sind aber nur zwei Stimmen unter vielen, und gerade die Vielstimmigkeit macht den Wert des Buchs aus. Aufschlussreich ist etwa die Diskussion, wie schön ein Kriegsbild sein dürfe. Schließlich erfordere jedes kraftvolle und aussagekräftige Bild eine Komposition. Oder man erfährt, wie schwer der Kampf um die Leseraufmerksamkeit ist und wie jeder dabei die eigenen moralischen Grenzen setzt.
Herausragend sind die Aussagen weiblicher Kriegsreporter, vielleicht, da sie weniger Klischees verhaftet sind. Zitat: "Ich kann diesen diesen Männerscheiß nicht gut mitmachen. Ich bin eine Frau". Stattdessen setzen sie mehr als Männer auf Kooperation und scheinen häufiger gute Kontakte untereinander und in den jeweiligen Einsatzgebieten zu haben. Sie reden oft davon, dass sie etwa den Irak und seine Bewohner lieben, von Männern ist dagegen zu lesen, dass sie das Land hassen und seinen Bewohnern misstrauen. Solche Hintergrundinformationen erweitern den Horizont des Lesers und zahlen sich aus, wenn er das nächste Mal in die Zeitung blickt.
Michael Kamber: Bilderkrieger. Ankerherz 2013, Hardcover, 287 Seiten, ISBN 978 3 940138 44 6, Preis: 29,90 Euro