Das Kulturamt der Stadt Hof setzt die 2012 mit Barbara Klemm begonnene intensive Beschäftigung mit dem Medium Fotografie fort und präsentiert vom 9. Dezember 2024 bis 28. Februar 2025 die Ausstellung Michael Jostmeier – UNTERWEGS 1976 – 2024.
Der Fotograf Michael Jostmeier ist emeritierte Professor für Computer Generated Imagery (CGI) an der Technischen Hochschule Georg-Simon-Ohm in Nürnberg. Er gehört in Fachkreisen zu den Pionieren der Verknüpfung von Computergrafik und Fotografie, mit der er sich bereits seit den frühen 80er Jahren beschäftigt. Darüber hinaus ist er aber auch studierter Fotograf mit einem vielfältigen Oeuvre, das weniger bekannt ist. Erst die Ausstellung „Unterwegs 1956 – 2023“, die im Frühjahr 2024 bereits im Kunsthaus Nürnberg zu sehen war, hat eine breitere Öffentlichkeit mit seinen Arbeiten bekanntgemacht. Auf Einladung des Hofer Kulturamtsleiters Peter Nürmberger zeigt er nun Bilder in der Freiheitshalle. Das ist bereits die zweite Zusammenarbeit in Form einer Ausstellung.
Schon 2019 konnte man unter dem Titel „Subjektive CGI“ computergenerierte Arbeiten von Studierenden sehen, in denen diese sich unter Anleitung der Professoren Michael Jostmeier und Dr. Christoph Schaden mit dem Vorbild Otto Steinert auseinandersetzten. Bei ihm, dem großen Fotopädagogen der Nachkriegszeit, hat Jostmeier noch an der Folkwang-Schule in Essen studiert. Jostmeier ist ein Reisender. Aber seine Bilder sind nicht touristisch, nicht privat und schon gar nicht Sightseeing oder gar Instagramtauglich. Eine unstillbare Neugier treibt ihn an. Die Räume sind meist weit: Nordkap, Mojave-Wüste, Hardangervidda. Und wenn der Computer ins Spiel kommt, taucht gar ein Raumfahrer auf. Weiter nach draußen geht es nicht. Innen aber sieht Jostmeier Weite sehr wohl, wenn er Menschen ablichtet. Bei ihm sind es politische Größen der Bundesrepublik seit den 80er Jahre bis heute: Johannes Rau, Franz Josef Strauß, Willy Brandt, Helmut Kohl, Helmut Schmidt. So reist Jostmeier auch zwischen den Genres: CGI, Porträt, Landschaft, Streetfotografie. Dokumentarisches. Dass er auch ein politischer Mensch ist, wird sichtbar. Seine Sehweise ist dabei nicht beengt, aber stringent: Wo würde der Zustand unserer Welt (Stichwort global warming) sichtbarer als in den weiten Landschaften, die doch so lange als unveränderbar galten? Die gezeigten Fotografien decken einen Zeitraum von 1976 bis heute ab. Die neusten Arbeiten sind bei einer Reise zum Nordkap im Sommer 2024 entstanden.
In einer speziell arrangierten Videopräsentation werden Fotografien von Heinrich Jostmeier, dem Vater des Fotografen, gezeigt. Akribisch fotografierte Heinrich Jostmeier die bundesdeutsche Nachkriegsentwicklung in den 1950/60-er Jahre im Ruhrgebiet. Die Fotografien sind ein wertvolles zeithistorisches Dokument des subjektiven Blicks auf und damit eines Einblicks in die bundesrepublikanische Welt dieser Jahre. Er lichtete den Alltag und den öffentlichen Raum jener Zeit mit einem sicheren Blick für Bildgestaltung, Raumaufteilung und Licht-Schatten-Kontraste ab, den vielen Fotografie-Autodidakten aus jener Zeit teilen. Michael Jostmeier erinnert sich an seine Kindheit, in der sein Vater vielfach mit dem Fotoapparat in der Hand unterwegs war. Dass seine Bilder mehr waren als reine Schnappschüsse für das Familienalbum, entdeckte der Sohn aber erst nach dem Tod Heinrichs. Ute Eskildsen, die langjährige Kuratorin für Fotografie im Folkwang-Museum, würdigte diese subjektive Sicht auf die Nachkriegszeit in den 1990er-Jahren mit einer Ausstellung im Museum Folkwang Essen. Nach der Ausstellung im Kunsthaus Nürnberg können auch diese Fotografien nun zum erst zweiten Mal seit mehr als 30 Jahren wiederentdeckt werden.
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