Wie in kaum einer anderen Zeit hat die Fotografie in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts den Alltag und die Kunstwelt geprägt. Wie bedeutsam diese Zeit für die Geschichte und die Entwicklung der Fotokunst war, belegt das diesjährige Ausstellungsprogramm des Fotografie-Forums Monschau.
Während sich die zwei bereits realisierten Ausstellungen mit der Dokumentar- und der Straßenfotografie beschäftigten, widmet sich die aktuelle Ausstellung dem Sujet „Mode“.
Am 23. Juni 2024 wird die 160 Fotoaufnahmen umfassende Ausstellung mit dem Titel „Sie muss nicht immer schillernd sein. Modefotografie“ eröffnet, die bis zum 15. September zu sehen sein wird. Nach der inhaltlichen Einführung in Form eines Lichtbildvortrags findet eine Performance-Intervention der Tanzkompanie Irene K. im Fotografie-Forum statt.
Im Jahr 1856 wurde ein Buch mit 288 Fotografien von Virginia Oldoini veröffentlicht, einer toskanischen Adligen am Hof von Napoleon III. Die Fotos, die sie in ihrer offiziellen Hofgarderobe zeigen, machen sie zur meistfotografierten Frau des 19. Jahrhunderts – und zum ersten Fotomodell. Ein weiteres Merkmal der ersten Modefotografien dieser frühen Jahrzehnte waren inszenierte Aufnahmen in Fotostudios mit expressiver Lichtregie. Erst zwischen 1900 und 1930 wurde die Modefotografie zunehmend bekannter. Die Modelle wurden, drapiert in fließenden Gewändern, in Studios mit Amphoren oder Repliken römischer Büsten abgelichtet. In den 1930er Jahren machte dann Martin Munkácsi die Schnappschussästhetik der Straßenfotografie auch in der Modefotografie salonfähig. Im Vordergrund der Aufnahmen stand die Vitalität und Expressivität der Modelle, erst auf den zweiten Blick nahm man das Bild als Modefotografie wahr. Die Bewegungsabläufe der Modelle vor einem unscharfen Hintergrund wurden von Hermann Landshoff in der Nachkriegszeit zu einem wichtigen Stilmittel der Modefotografie verfeinert. In den 1940er und 50er Jahren schickten die Fotografen und Fotografinnen ihre Modelle auf die Straßen, in die Parkanlagen und an öffentliche Orte vor historischen Monumenten. Die Aufnahmen aus dieser Zeit verströmen Lebensfreude, Eleganz und vor allem Dynamik. Die Modefotografie der letzten 30 Jahre hingegen beschäftigt sich zunehmend mit gesellschaftspolitisch orientierten Themen. Sie wird bunter, schillernder und hat zudem wachsenden Einfluss auf die Konventionen der Gesellschaft. Die Ausstellung im Fotografie-Forum zeigt mit eindrucksvollen Bildern, wie stark die Modefotografie von der Geschichte und gesellschaftlichen Veränderungen beeinflusst ist.
* Fotografie-Forum in Monschau, Austraße 9