Vom 13. Juli bis 8. September 2024 präsentiert die Alfred Ehrhardt Stiftung eine Gruppenausstellung mit Arbeiten von Mandy Barker, Caleb Charland und Maija Tammi, kuratiert von Peggy Sue Amison.
Wie verschiebt sich unsere Vorstellung von Zeit, wenn wir mit Krankheit oder Tod konfrontiert sind? Welche tiefgreifenden Auswirkungen gehen mit den Kunststoffen einher, mit denen wir jeden Tag umgehen? Gibt es in der Natur Energien, die für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind? In der Gruppenausstellung Imagine Another Perspective greift die Alfred Ehrhardt Stiftung diese und weitere Fragen auf.
Die Arbeiten der drei internationalen Künstler veranschaulichen Bereiche der uns umgebenden natürlichen Welt, die oftmals unbemerkt bleiben, für unser Überleben jedoch wesentlich sind – das Unsichtbare, das Übersehene und das Überraschende. Die Ausstellung ist ein Versuch, unser Sehen und unsere Wahrnehmung zu schulen – in der Hoffnung, zu einer anderen Sichtweise unserer Umwelt zu gelangen. Durch ihr Experimentieren mit diversen fotografischen Verfahren und Techniken erforschen die Künstler zugleich den Prozess der Fotografie selbst. Die Fotografien der britischen Künstlerin Mandy Barker (*1964) wirken zunächst wie fantastische Geschöpfe und Galaxien. Erst bei näherer Betrachtung offenbart sich, dass diese Bilder in Wirklichkeit maritime Plastikabfälle zeigen, die Barker selbst weltweit gesammelt hat; manchmal fordert sie auch andere dazu auf, Fundstücke beizutragen. Mandy Barker arbeitet seit über zehn Jahren mit WissenschaftlerInnen zusammen, um das Bewusstsein für die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll zu schärfen und die schädlichen Auswirkungen auf das maritime Leben, das Klima und schlussendlich auch uns selbst hervorzuheben. Fotografie, so die Künstlerin, hat die Macht, Menschen zum Handeln zu ermutigen, sie emotional zu bewegen oder sie zumindest zu sensibilisieren. Sie kann Diskussionen anzuregen und sogar Veränderungen herbeizuführen.
Der amerikanische Künstler Caleb Charland (*1980) verbindet wissenschaftliche Neugier mit einem zweckgerichteten Ansatz beim Entstehungsprozess seiner Bilder. In seiner Serie „Back To Light“ beschäftigt er sich eingehend mit einem klassischen wissenschaftlichen Experiment aus dem Schulunterricht – der „Kartoffel-Batterie“: Hierbei steckt man in eine Seite einer Kartoffel einen galvanisierten Nagel und in die andere Seite einen Kupferdraht, wodurch ein schwacher elektrischer Strom entsteht. Charland findet die Schlichtheit dieses elektrischen Phänomens faszinierend. Sein Werk thematisiert unser aller Neugier, wie die Welt funktioniert, sowie die globale Sorge um die Zukunft unserer Energiequellen. Durch den Einsatz von Langzeitbelichtungen und Experimenten mit lichtempfindlichem Papier veranschaulicht Charland Kräfte, die für das menschliche Auge unsichtbar sind und dennoch überall um uns herum existieren. Er lenkt unsere Aufmerksamkeit außerdem auf das Leben der Pflanzen, das sich tagtäglich parallel zu unserem abspielt.
Die finnische Künstlerin Maija Tammi (*1985) erforscht in ihrer Serie „Immortal’s Birthday“ das Leben der Hydra vulgaris, einem kleinen Süßwasser-Polypen, der nicht altert. Ihre Fotografien untersuchen die Stellung des Menschen innerhalb des Kontinuums von Existenz und Altern. Dabei geht die Künstlerin praktische und metaphysische Fragen nach, die die Hydra vom 18. Jahrhundert an bis heute aufgeworfen hat. Ihr Werk zur Hydra verbindet griechische Mythologie und Spiritualität mit Technologie und biologischer Forschung.
Die Ausstellung bietet neue und überraschende Perspektiven zu scheinbar grundlegenden Ideen und Konzepten an; sie wurde mit zusätzlicher Unterstützung vom Finnischen Institut und von East Wing / Doha ermöglicht.
Foto: Mandy Barker, Bird’s Nest, from the series Soup, © Mandy Barker, Courtesy of East Wing/Doha