Die Deutsche Börse Photography Foundation würdigt vom 22. Februar bis zum 19. Mai 2024 mit einer Ausstellung in The Cube*, Eschborn, das Werk des einflussreichen britischen Fotografen Chris Killip (1946-2020).
Gezeigt werden rund 140 Fotografien, insbesondere aus Killips Zeit auf der Isle of Man und im Norden Englands. „Chris Killip. A Retrospective“ ist die bisher umfassendste Präsentation seines Œuvres in Deutschland.
Chris Killip dokumentierte auf ergreifende Weise das Leben der Menschen im Norden Englands, die von den wirtschaftlichen Umbrüchen in den 1970er und 1980er Jahren besonders betroffen waren. Seine Portraits, Landschafts- und Architekturaufnahmen veranschaulichen die Folgen und Herausforderungen, die mit der Deindustrialisierung und dem politischen Wandel durch den Regierungsantritt Margaret Thatchers im Jahr 1979 einhergingen. Killip hält seine Beobachtungen des harten Alltags von Arbeiter*innen und ihren Familien in schonungslosen, aber dennoch einfühlsamen Schwarzweißaufnahmen fest. Sie bezeugen die persönliche Beziehung, die er über lange Zeiträume hinweg zu seinen Protagonist*innen aufbaute. Seine sozialdokumentarische Herangehensweise übt bis heute einen prägenden Einfluss auf die Bildsprache nachfolgender Generationen von Fotografen aus.
Chris Killip wurde 1946 auf der Isle of Man als Sohn eines Kneipenbesitzers geboren. Seinen Zugang zur Fotografie fand er mit 17 Jahren per Zufall durch die Entdeckung eines Bildes von Henri Cartier-Bresson in einem französischen Magazin. Dieses berührte ihn so tief, dass er beschloss, seine Hotellehre abzubrechen und Fotograf zu werden. Nachdem er kurze Zeit als Strandfotograf gearbeitet hatte, zog er 1964 nach London, wo er mehrere Jahre lang Werbefotografen assistierte. Seine Begegnung mit Werken von Walker Evans und Paul Strand in New York 1969, ließen ihn den Entschluss fassen, auf die Isle of Man zurückzukehren, um zu fotografieren. Die dort entstandenen Bilder des einfachen Lebens innerhalb der ihm vertrauten Gemeinschaften wurden wegweisend für seine spätere Arbeitsweise. 1975 zog er nach Newcastle in Nordengland und fand ab da in den „Communities“ der Region sein zentrales Motiv. Killip siedelte 1991 in die USA über, wo er von 1994 bis 2017 als Professor an der Harvard University lehrte. Er starb im Oktober 2020 in den USA.
Anlässlich der Ausstellung zeigen die Arthouse Kinos Frankfurt am 19. März, um
18.30 Uhr den britischen Film „Pride“ (2014). Die Vorführung findet im Cinéma Kino an der Hauptwache in Frankfurt statt, im Anschluss an eine kurze Einführung durch Cornelia Siebert, kuratorische Assistenz für die Ausstellung. Der großartig besetzte Film erzählt die berührende und wahre Geschichte der Unterstützung der streikenden Minenarbeiter Mitte der 1980er Jahre im Norden Englands durch die „Lesbians and Gays Support the Miners“, eine Gruppe homosexueller Aktivist*innen. Tickets sind über www.arthouse-kinos.de erhältlich.
Im Rahmen des „Open Saturday” am 20. April 2024 sprechen der Kurator David Campany und Anne-Marie Beckmann, Kuratorin der Ausstellung, über Killips Werk, seinen Einfluss auf andere Fotograf*innen und die politischen Hintergründe, vor denen seine Arbeiten entstanden sind. Das Gespräch findet um 14 Uhr in englischer Sprache statt. David Campany ist ein britischer Fotografie-Experte, Kurator, Autor und Verleger. Er hat zahlreiche Publikationen und Essays zur Geschichte des Mediums und vielen Künstler*innen veröffentlicht, auch zu Chris Killip. Campany ist aktuell Curator at Large am International Center of Photography ICP in New York City.
*The Cube, Mergenthalerallee 61, 65760 Eschborn
Alle Fotos: © Chris Killip Photography Trust/Magnum Photos