Anlässlich ihres hundertsten Geburtstags gibt das Museum Ludwig, Köln, Einblick in seine seit 2017 umfangreich erweiterten Walde Huth Bestände: Vom 23. September 2023 bis 3. März 2024 präsentiert das Museum in seinem Fotoraum die Ausstellung „Walde Huth – Material und Mode“.
Mit Textilien und Stoffen befasste sich Walde Huth (1923–2011) ihr ganzes Fotografinnenleben lang. Angefangen unter anderem mit Aufträgen für die Samtfabrik Gottlieb Ott Sohn in den frühen 1950er Jahren gelang ihr der Sprung zur Modefotografin von internationalen Designern des „New Look“ wie Christian Dior oder Jacques Fath.
Drei Jahre lang, 1953 bis 1956, reiste sie nach Paris, Florenz und Rom und fotografierte die neusten Kollektionen für deutsche Magazine. Ihre Modelle waren die Starmannequins ihrer Zeit; posieren ließ sie sie selten in luxuriösen Kulissen, stattdessen aber in der Stadt, umgeben von Passanten. „Ich habe das nicht nötig gehabt, diese Rückbezüge von der Örtlichkeit“, sagte sie später, wenn sie Abendkleider eben nicht in der Oper oder in einem Ballsaal fotografierte. „Ich habe es linear gesehen, von der Form her, von der Gestaltung her, der Robe.“ Auch wollte sie weg vom süßen Kitsch der dauerlächelnden Modelle. Ihre Bilder sind deshalb sorgfältig komponiert, die Frauen darauf wirken selbstbewusst, die Kleidung wird zur Form, korrespondierend zur Architektur der Stadt.
Das gilt auch für Walde Huths Nylonwäsche- und Teppichwerbung in den 1960er Jahren als sie mit ihrem Mann, dem Fotografen Karl Hugo Schmölz, in Köln das Unternehmen schmölz + huth gegründet hatte. Ihr von Hans Schilling gebautes Wohn- und Atelierhaus Am Südpark lässt noch heute die Modernität der beiden erahnen. Ab den 1970er Jahren entstehen dann mehr und mehr abstrakte, künstlerische Fotografien und Super-8-Filme wie die von Gardinen im Wind, betitelt „100 ungeschriebene Briefe. Fotografische Modulationen“. Neben den Stoffen spielen zwei weitere Komponenten in ihren Bildern von Anfang an eine wichtige Rolle: das Licht und die Wahl des Fotomaterials – mal Farbe, mal Schwarzweiß. Erfahrungen in der Farbfotografie hatte Walde Huth schon früh gesammelt, nämlich durch ihre Arbeit in der Agfa Fotofabrik in Wolfen 1943 bis 1945, wo sie etwa die Qualität der neuen Agfacolorfilme prüfte.
„Klar ist, wir wissen noch viel zu wenig über Walde Huth und ihr Werk“, so die Kuratorin Miriam Szwast, deren Präsentation darum eine Annäherung, eine Sichtbarmachung und genauso eine Einladung sein soll, Erinnerungen und Wissen zu teilen sowie Forschungen zu Kontinuitäten und Brüchen zwischen ihren ersten Jahren als Fotografin für Agfa und ihrer Karriere im Deutschland der Wirtschaftswunderjahre aufzunehmen.