Die Stiftung Schloss Neuhardenberg zeigt vom 9. September bis 17. Dezember 2023 in einer Sonderausstellung fotografische Porträts, die sich der Vielfalt und Schönheit des Alterns und Alters widmen.
Die von Gabriele Conrath-Scholl und Claudia Schubert kuratierte Ausstellung präsentiert über 170 Fotografien unter anderem von Christian Borchart, August Sander und Cindy Sherman.
Zu sehen sind 18 fotografische Serien der letzten einhundert Jahre. Dabei legt die Ausstellung den Fokus auf das Porträt, wird doch das Gesicht traditionell als Spiegel der Seele betrachtet, als Verbindung zwischen Körper und Geist. Es ist aber auch der Teil des Körpers, der die Spuren des Lebens unverhüllt zeigt.
Die frühsten Bilder der Ausstellung stammen von August Sander, dem Chronisten seiner Zeit, der im frühen 20. Jahrhundert Vertreter fast aller Bevölkerungsschichten abbildete. Seine zahlreichen Bilder betagter Menschen zeigen, was es damals bedeutete, alt zu sein. Zugleich verweisen die Fotografien auf Biografien in einer Epoche, die schon zu Sanders Lebzeiten der Vergangenheit angehörte. Aus dem Jahr 2007 stammt ein Selbstporträt von Cindy Sherman, die in ihren Werken immer in fremde Rollen schlüpft und dabei Geschlechterrollen und Identitäten hinterfragt. In der ausgestellten Arbeit präsentiert sie sich selbst als alternde Dame der Oberschicht. Mit Perlenketten, großen Ohrringen und stark geschminkt stellt sie eine Frau dar, die mit großem Aufwand, aber letztlich vergeblich, dem Alter zu entkommen sucht. John Coplans hatte bereits eine lange Karriere als Maler hinter sich, als er im Alter von Mitte 60 mit dem Fotografieren begann. Als Motiv wählte er ausnahmslos seinen eigenen, alternden Körper, den er in großformatigen Detailaufnahmen schonungslos zeigt. Die Falten und Furchen werden in seinen Schwarzweißfotografien zu Landkarten eines gelebten Lebens, gleichzeitig strahlen seine Bilder Intimität und Verletzlichkeit aus. Den Alterungsprozess nicht am Ende, sondern in der Mitte des Lebens und im Kontext einschneidender lebensverändernder Ereignisse zeigt Christian Borchert. Mitte der 1980er Jahre porträtierte er Familien in der DDR. Zehn Jahre später besuchte Borchert die Fotografierten erneut – diesmal nach der Wende. Nicht nur der Zeitgeschmack hatte sich offensichtlich inzwischen stark verändert, auch Berufe, Partner und Wohnorte wurden gewechselt. Die Wende wurde für einige der Familien zum Schleudergang in ein neues Leben, andere veränderten sich kaum.
Diese vier Positionen verdeutlichen beispielhaft die Bandbreite der Beschäftigung mit Alter und Altern, die in der Ausstellung geboten wird.
An der Ausstellung beteiligte Künstler: Christian Borchert, John Coplans, Imogen Cunningham, Deanna Dikeman, Jess T. Dugan, Albrecht Fuchs, Katja Kerstin Hock, Manfred Jade, Evi Lemberger / Maria Göckeritz, Andreas Mader, Helga Paris, Natalya Resnik, Martin Rosswog, August Sander, Cindy Sherman, Daniel Schumann, Wilhelm Schürmann und Larry Sultan.