Zum Auftakt der neuen Reihe FOKUS FOTOGRAFIE zeigt die Kunststiftung Petra Benteler unter dem Titel TRANSATLANTIC Arbeiten deutscher und amerikanischer Fotografinnen und Fotografen und präsentiert damit erstmals Highlights ihrer umfangreichen Fotosammlung.
Die Ausstellung zeigt exemplarisch Richtungen und Tendenzen der deutschen und amerikanischen Fotografie nach 1945. Nach der Katastrophe des zweiten Weltkrieges setzte in Deutschland und in den USA eine Phase wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufbruchs ein, der auch die Fotografie erfasste und neue Konzepte, Stile und Techniken und einen geschärften Blick auf gesellschaftliche Realitäten hervorbrachte.
Petra Benteler, die Anfang der achtziger Jahre in Houston, Texas, eine Fotogalerie eröffnete und 1983 mit dem Houston Foto Fest die erste internationale Fotobiennale in den USA mitbegründete, begleitete auch als Sammlerin die aufregenden Entwicklungen des Mediums Fotografie diesseits und jenseits des Atlantiks.
In Deutschland hatte sich nach der Trümmerfotografie der Nachkriegszeit eine neue fotokünstlerische Richtung formiert. Willi Moegles innovativer Negativdruck eines zerbombten Hauses von 1946 steht exemplarisch für die ästhetische Zäsur nach der bedingungslosen Kapitulation, der ‚Stunde Null‘, und den Aufbruch in eine neue Zeit. Anknüpfend an die experimentelle Fotografie der Weimarer Republik und den Surrealismus ging es um Experiment, Konzept und Subjektivität, um eine neue ‚subjektive Fotografie‘. Ambitionierte Fotografen wie André Gelpke, Detlef Orlopp und Floris M. Neusüss entwickelten diese konsequent zu eigenen fotografischen Sichtweisen weiter. Als herausragende Vertreter der sogenannte Autorenfotografie ebneten sie mit ihrem neuen künstlerischen Ansatz den Weg zur heutigen Fotokunst. Ihre Werke sowie die ihrer bildnerischen Vorläufer wie Florence Henri, Lotte Jacobi und Herbert List werden in großen Mappen präsentiert, die um 1980 verlegt worden sind.
Im Kontrast dazu stehen die von Realismus geprägten Bilder der amerikanischen Fotografen. In den USA kam es in den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg zu einem rasanten Aufschwung der Fotoreportage, welche die Nachrichten der Welt in Bildern erzählte, und einer zunehmend sozialkritischen Dokumentarfotografie. Neben großen Namen wie Robert Frank und Ralph Gibson zeigt die Ausstellung in Deutschland erstmalig auch Werke weniger bekannter Fotografen wie Frederick C. Baldwin, Ferne Koch und Earlie Hudnall, der lange vor George Floyds Tod den Alltag im Third Ward dokumentierte, jenem historischen afro-amerikanischen Viertel in Houston, in dem Floyd aufwuchs.
TRANSATLANTIC gibt einen Einblick in den schöpferischen Aufbruch einer Generation von Fotografen diesseits und jenseits des Atlantiks, welche die Möglichkeiten des Mediums Fotografie in den Jahrzehnten nach der Katastrophe des zweiten Weltkriegs in vielfältiger Weise neu auslotet, die bisherigen Grenzen der Fotografie überschreitet und neue Perspektiven auf eine veränderte Außen- und Innenwelt eröffnet.
Der Kurator der Ausstellung ist Rolf Sachsse, ein ausgewiesener Fotografie-Experte.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einer Einführung von Piroschka Dossi und einem Essay von Rolf Sachsse. Zur Eröffnung am Samstag, den 24. Juni, 14.00 – 18.00, wird Rolf Sachsse in die Ausstellung einführen.
Weitere Informationen:
www.kunststiftung-petrabenteler.de