Im Herbst begeht die Alfred Ehrhardt Stiftung ihr 20-jähriges Jubiläum mit einer umfangreichen Ausstellung zum vielfältigen Werk des Namensstifters.
Kuratiert wird die Jubiläums-Ausstellung von der Direktorin Dr. Christiane Stahl, den Kuratorinnen Stefanie Odenthal und Dr. Marie Christine Jádi sowie der Foto-Restauratorin Rosa Russo. Unter dem Motto „vier Frauen, vier Blicke“ zeigen sie ihre persönlichen Highlights aus dem Oeuvre Alfred Ehrhardts (1901–1984) und dem reichen Archivfundus der Stiftung. Dazu gehören sowohl Lieblingsstücke und Lieblingsgeschichten, noch nie gezeigte Arbeiten, bisher verschollene Werke sowie Archivalien. Das Universaltalent Alfred Ehrhardt wird in der ganzen Breite seines Schaffens präsentiert – von der Malerei, über die Fotografie bis hin zum Film, wobei Verblüffendes, Spannendes und Anregendes zu entdecken sein wird.
Erst kürzlich tauchte auf dem Dachboden des Sohnes des Künstlers Jens Ehrhardt eine Mappe mit unbekannten Papierarbeiten auf, die zu Alfred Ehrhardts frühesten Kunstwerken zählen und einen seltenen Einblick in die Anfänge seines Schaffens aus den 1920er-Jahren ermöglichen.
Eine Überraschung hält die Präsentation der gefeierten Serie „Das Watt“ parat. Der Formenvielfalt der abstrakten Strukturen im Sand stellen die Kuratoren die Vielfalt an Möglichkeiten der fotografischen Reproduktion gegenüber. Anhand von zwei Motiven lernen die Besucher die unterschiedlichen Materialien, Techniken, Bildgrößen und Publikationsformen aus dem Archiv der Stiftung kennen.
Erstaunliches bringt auch die exklusive Betrachtung des Foto-Negativs an sich ans Licht, welches ein eigenes Kapitel in der Ausstellung erhält.
Die noch gänzlich unentdeckte Reihe „Deutschlandfahrt 49“ vereint kurz und knapp alle Themen Ehrhardts und umfasst neben Natur- und Architekturaufnahmen auch abstrahierende Strukturstudien und Industriefotografien im Stile der Neuen Sachlichkeit. Anhand ausgewählter Bilder wird die Ausstellung einen Einblick in die Archivarbeit geben und zeigen, wie spannend es ist, Verwirrungen zu enträtseln und Motive geografisch ausfindig zu machen.
Ein besonderes Erlebnis bietet das kleine, hauseigene Kino, wo eine 30-minütige Kompilation aus den preisgekrönten experimentellen 35 mm Kurzfilmen von Alfred Ehrhardt aus den 1950er-Jahren vorgeführt wird, die neu digitalisiert nun erstmals in bester Qualität gezeigt werden können. Höhepunkt des Jubiläums wird dann die Präsentation dieser Filme auf großer Leinwand sein: Die deutschlandweite, vom Hamburger Filmhistoriker Thomas Tode kuratierte Retrospektive zum 20. Geburtstag der Alfred Ehrhardt Stiftung startet am 19. November 2022 im Programmkino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz.
Der künstlerische Nachlass Erhardts umfasst etwa 100 Gemälde und Zeichnungen, 20.000 Silbergelatineabzüge und 13.000 Negative sowie seine Schriften und Briefe. Die Alfred Ehrhardt Stiftung gilt als wichtiges Forschungs- und Ausstellungszentrum in der Fotografie-Szene und ist darüber hinaus Anlaufpunkt für Fotohistoriker, Kunstwissenschaftler, Künstler und Kunstinteressierte.
Foto oben: Alfred-Ehrhardt VW-Kaefer Volkswagenwerk Wolfsburg 1949, Credit-Alfred-Ehrhardt-Stiftung