Mit der Gruppenausstellung Hi How Are You präsentiert die fünfte Meisterklasse der Ostkreuzschule für Fotografie vom 21.11.2021 bis 30.01.2022 ihre Werkserien, die unter der Leitung von Ute Mahler (Fotografin/Mitbegründerin der Agentur Ostkreuz) und Ingo Taubhorn (Fotograf/ Kurator des Hauses der Photographie/ Deichtorhallen Hamburg) entstanden sind.
Hi How Are You – mit dieser Begrüßung eröffnen die 12 Ostkreuz-Absolventen einen visuellen Dialog, sei es mit unbekannten Menschen oder mit engen Vertrauten, an bekannten Orten als auch in fremden Situationen, und geben zugleich in ihren Arbeiten, welche in der Kommunalen Galerie Berlin gezeigt werden, eine Antwort darauf, wie der Status Quo von Fotografie aktuell beschaffen ist: von dokumentarisch engagierten Serien über künstlerisch reflektierenden Arbeiten hin zu poetischen Bildwelten.
„Hi – How are you?“ Mohammad und sein Sohn Ali, die Protagonisten der dokumentarischen Serie Kommen Sie aus Europa? von Diego Reindel, haben diese Frage auf der Flucht aus Afghanistan oft gehört. Aber welche Antwort gibt es darauf, wenn das komplizierte Asylsystem der EU eine Familienzusammenführung unmöglich erscheinen lässt? Familie steht auch im Fokus der Arbeiten von Frank Schirrmeister und Karolin Klüppel.
Während Schirrmeister in Die besten Jahre einen subjektiven und intimen Blick auf das eigene, späte Vaterglück wirft, thematisiert Karolin Klüppel in No Room of One’s Own in einer außergewöhnlichen Bildsprache die Absurdität des Mutterseins. Steffi Drerup wendet den Blick auf langzeitstillende Mütter – immer noch ein Tabu in unserer Gesellschaft – und zeigt sie in ihrer Portraitreihe Mamma als Heldinnen des Weiblichen. Eine visuelle Neuverortung des Female Gaze unternimmt Katharina Poblotzki in Fever Sea, indem sie sich von dem bekannten Bildvokabular emanzipiert und ein vielschichtiges Bild des weiblichen Körpers zeichnet. In poetischer Sensibilität visualisiert Judith Weber das Spannungsfeld aus Maskulinität und Fragilität in ihrer Portraitserie Bluebird. Auf eine fotografische Spurensuche begibt sich Jan Velez mit seiner Arbeit La Casa de Oma, in welcher der gebürtige Puerto Ricaner eine ihm unbekannte deutsche Heimat künstlerisch betrachtet. Mit Present and Beyond zeigt Peter Pietschmann in Portraits und übermalten Fotografien eine visuelle Meditation über Gegenwärtigkeit, Selbst und Fremdwahrnehmung. Eine Zeitreise zu den Sehnsuchtsorten aus ihrer DDR Jugend unternimmt Sabine Jähnke in Funafuti, die zugleich eine mediale Retrospektion über Erinnerung und persönlicher Verortung darstellt. Dass kein Ort dem anderen gleicht, zeigt Richard Rocholl in der fiktionalen Erzählung Bergland, in welcher er die Schönheit industrieller Heimatlandschaften thematisiert. Keine Angst vor Rot, Gelb und Blau hat Fred Hüning,
der in Stillleben gefundene Gegenstände anhand der Grundfarben arrangiert. Die Summe der einzelnen Teile erforscht Manuela Braunmüller in ihrer visuellen Recherche One chicken. Indem sie jeden einzelnen Knochen eines Huhns abfoto grafiert, konfrontiert sie den Betrachter mit seiner Beziehung zum weitesten verbreiteten Vogel der Welt.
*Kommunale Galerie Berlin, Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin