Die Fotografie-Institution CHAUSSEE 36 in Berlin-Mitte öffnet wieder ihre Türen für Besucher mit Arbeiten von Heinz Hajek-Halke sowie einer Präsentation der Collection De Gambs.
CHAUSSEE 36 versteht sich als Ort einer offenen, auch kontroversen Auseinandersetzung mit den vielseitigen Facetten von Fotografie. Zur Unterstützung wurde 2020 der Förderverein „Fotografie und Kultur CHAUSSEE 36 e. V.“ gegründet (Leitung: Mathilde Leroy und Mona Mathé). Er soll aktiv nationale und internationale Künstler fördern und anhand von Workshops, Gesprächen und Veranstaltungen einen Handlungsraum zwischen Kunst, Künstlern, Öffentlichkeit und Institutionen schaffen. Seit diesem Jahr verwaltet der Verein den Nachlass des berühmten Berliner Fotografen Heinz Hajek-Halke.
Heinz Hajek-Halke (1898-1983) zählt zu den großen deutschen Fotokünstlern des 20. Jahrhunderts, dessen Werk sich durch eine erstaunliche Vielfalt auszeichnet. Nach einem Studium der Malerei an der Kunstschule Berlin, begann er 1925 als Fotograf zu arbeiten und realisierte erste Werbeaufnahmen sowie freie Werke. Unter dem Einfluss der experimentellen Techniken des Neuen Sehens schuf er vielseitige Fotomontagen, durch die er erste Berühmtheit erlangte. Aber auch mit seinen Aktstudien und Werbeaufnahmen zählte er zu den Pionieren der Fotografie. In der Zeit zwischen 1946 und 1972 entwickelte er sein Spätwerk – Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens. Es ist geprägt durch abstrakte Arbeiten, welche die Grenzen von Fotografie und Malerei aufbrechen. Als Wegbereiter für die experimentelle Fotografie erfand Hajek-Halke neue Techniken, wie die kameralose Methode der Lichtgrafik. Er ist in seiner Bedeutung für die fotografische Abstraktion vergleichbar mit Moholy-Nagy für das Bauhaus. Dank einer Förderung durch die Kulturstiftung Kunstfonds sowie durch die Unterstützung der Vintage Spezialistin Simone Klein kann der Verein noch in diesem Jahr damit beginnen, das Werk von Heinz Hajek-Halke zu inventarisieren und wissenschaftlich aufzuarbeiten.
Der Heinz Hajek-Halke Estate zeigt ab dem 25. August unter dem Titel „Experiment“ eine erste Präsentation mit ausgewählten Vintage Fotografien, die einen Einblick in das vielschichtige Werk gibt.
Der Verein stellt außerdem die private Kunstsammlung Collection De Gambs vor, die er auch betreut. Passend zu Hajek-Halke ist eine Auswahl namhafter Fotografen zu sehen mit Werken, die den Begriff Experiment auf unterschiedliche Weise ausloten. So sind neben den berühmten Fotografien von Eugene Edgerton, dem Pionier der Hochgeschwindigkeitsfotografie, Arbeiten des Newcomers Bastiaan Woudt ausgestellt, der das klassische Motiv des Portraits mit starken Weißschwarz-Kontrasten und klaren Formen in die Abstraktion zieht. Die Fotografien von Sarah Moon hingegen sind von einer traumartigen Bildsprache geprägt. Durch Unschärfen und Verfremdung verbinden sich Motiv und Hintergrund, losgelöst von Raum und Zeit. Auch die berühmte Arbeit After Van Dongen von Norman Parkinson – eine Hommage an den holländischen Künstler – spielt mit Vorder- und Hintergrund und lässt die Grenze zwischen Malerei und Fotografie verschwimmen. Die Werke von Guy Bourdin und Gilbert Garcin führen den Betrachter in eine surreale Szenerie mit narrativen Bildinhalten.
Diese Präsentation zeigt einen kleinen Einblick in die umfassende Sammlung, deren Schwerpunkte neben experimentellen Ansätzen, auf historischen Fotografien – besonders mit Bezug zu Berlin – und auf Nude / Erotik liegt.
CHAUSSEE 36, Chausseestraße 36, 10115 Berlin, Mittwoch – Sonntag 13 – 18 Uhr
https://www.chaussee36.photography/events/berlin-photo-week-heinz-hajek-halke-experiment