Hilden präsentiert in diesem Jahr gleich zwei Ausstellungen zu dem Fotografen, Werber und Ausnahmekünstler Charles Wilp, der im Jahr 2022 seinen 90. Geburtstag feiern würde. Die Ausstellung „Into Space“ im Wilhelm-Fabry-Museum konzentriert sich auf den ungewöhnlichen naturwissenschaftlichen Ansatz in Wilps Œuvre, während eine Präsentation im Kunstraum mit dem Titel „Kunst im Rausch der Werbung“ diese Ausstellung dialogisch ergänzt.
Zu seinen Weggefährten, Freunden und Kollegen von Charles Wilp zählten unter anderem Man Ray, Yves Klein, Andy Warhol und Joseph Beuys. Bereits 1972 hatte er mit seinen Fotografien des „Konsumrealismus“ und der „Entstehung des Lebens“ eine Einzelausstellung auf der documenta 5.
Die Ausstellung „Into Space“ im Hildener Wilhelm-Fabry-Museum konzentriert sich auf den ungewöhnlichen naturwissenschaftlichen Ansatz in Wilps Œuvre: den Weltraum. Geprägt von der großen Faszination für die Raumfahrt, die in den späten 1960er-Jahren ihren Höhepunkt hatte, war er einer der ersten Künstler, der für seine Arbeiten Materialien aus der Weltraumtechnik nutzte. Wilp versuchte, das sinnliche Erlebnis von Schweben und Schwerelosigkeit sogar in der Werbung erlebbar zu machen. Die Idee zu den legendären Afri-Cola-Spots sei ihm gekommen, als er den Weltraumpionier Wernher von Braun bei der NASA besuchte und dort ein Poster von einem Pin-up-Girl durch eine vereiste Glastüre sah.
Ergänzt wird diese Ausstellung durch eine Präsentation im Kunstraum mit dem Titel „Kunst im Rausch der Werbung“. Charles Wilp war ein Pionier auf dem Gebiet der modernen Werbung und innovativer visueller Konzepte. Seine frechen und provozierenden Kreationen, beispielsweise für den Limonadenproduzenten Karl Flach (Afri Cola) oder VW, markieren einen Höhepunkt und zugleich den Wandel in der bundesdeutschen Werbewirtschaft. Seine Kampagnen sind ebenso zur Geschichte geworden wie der orangefarbene Overall des exzentrischen Starfotografen, der seinen Namen genauso berühmt machte wie die Marken, die er bewarb. In der Ausstellung im Kunstraum liegt der Fokus auf der Schnittstelle zwischen Kunst und Werbung.
Die kraftvollen und bildgewaltigen fotografischen Arbeiten Wilps werden im Kontext ihrer Entstehungshintergründe präsentiert. Interdisziplinäre Bezüge zu legendären Kunstaktionen oder zu Musik- und Filmprojekten werden dabei genauso zum Thema wie seine Modeaufnahmen oder Politikerporträts, die er mit individuellen Attributen ausstattete.
Die beiden Ausstellungen entstehen in enger Kooperation mit Ingrid Freifrau von Droste zu Hülshoff Wilp, der Witwe des Künstlers, sowie mit dem Fotografen Ansgar Maria van Treeck. Er arbeitete acht Jahre mit Charles Wilp zusammen und war mit dem Medienkünstler befreundet. In Vorbereitung auf die Präsentationen fand ein Praxisseminar am Institut für Kunstgeschichte der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf statt, in dem auch die zur Ausstellung erscheinende Publikation „Kunst im Rausch der Werbung“ zusammen mit Beiträgen und Gesprächen von Kulturschaffenden wie Klaus Honnef, Klaus Dencker, Michael Ebert, Dietmar Post zusammengestellt wurde.
Fotos:
Courtesy: Ingrid Freifrau von Droste zu Hülshoff Wilp