Das Museum Folkwang öffnet sein Untergeschoss wieder als dauerhaften Ausstellungsort für die Fotografie. Zukünftig sollen hier unter dem Titel Die Fotografische Sammlung zeigt Neuerwerbungen in einen visuellen Dialog mit Werken und Werkgruppen aus den Beständen der Fotografischen Sammlung treten.
Zum Auftakt ist ab 19. Juni die Ausstellung 21.lettres.a.la.photographie@gmx.de (bis 8. November 2020) zu sehen. Zeitgleich zeigt das Museum Folkwang zusammen mit der Wüstenrot Stiftung neue Arbeiten junger Künstlerinnen und Künstler, die im Rahmen der Dokumentarfotografie Förderpreise 12 entstanden sind. Aufgrund der derzeitigen COVID- 19-Pandemie wird es allerdings keine Eröffnungsveranstaltung geben.
21.lettres.a.la.photographie@gmx.de ist ein gesellschaftskritisch konzeptuelles Mailart-Projekt und wird zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Über mehr als zehn Jahre hinweg erhielten Redaktionen sowie Kuratorinnen und Kuratoren in Fotoinstitutionen in losen Abständen anonyme Briefe, darin je ein mit Bildern bedrucktes und gefalztes Blatt Papier. Auf den Vorder- und Rückseiten wurden ein oder mehrere selbst fotografierte Aufnahmen oder angeeignetes Bildmaterial ohne weitere Kontextualisierung in Beziehung gesetzt.
21.lettres.a.la.photographie@gmx.de hinterfragt den Glauben an zeitgenössische fotografische Autorenschaft. Die im Verborgenen agierenden Initiatoren stellen den institutionellen und kommerziellen Raum, in dem Fotografie sich meist bewegt, zur Diskussion. Ein farbiger Stempeldruck verweist auf den unbekannten Adressaten der ansonsten schwarzweiss gehaltenen Briefe. Wer sind die Macher der postalischen Wurfsendung? Welche Intentionen verfolgen die Herausgeberinnen oder Herausgeber mit den Briefen, die offensichtlich an die Repräsentanten der deutschsprachigen Fotografieszene gerichtet sind?
Die Fotografische Sammlung des Museum Folkwang verabredete nach einem längeren E-Mail- Austausch mit den Initiatoren, die 21.lettres.a.la.photographie@gmx.de als Dokumente und Kommentare zur Fotografie unserer Zeit sowie das Gesamtprojekt als zeitgenössisches künstlerisches Manifest zu erwerben. Alle seit 2009 erschienenen 21 Briefe werden nun erstmals in einem öffentlichen Kontext präsentiert und in der Ausstellung Sammlungswerken gegenüber gestellt, die als Ankäufe, Schenkungen oder über Nachlässe und Archivübernahmen den Weg in die heute gut 65.000 Objekte umfassende Fotografische Sammlung gefunden haben.
21.lettres.a.la.photographie@gmx.de trifft auf anonyme Fotografien sowie Werke von ANT!FOTO, Lewis Baltz, Adolphe Braun, Jojakim Cortis & Adrian Sonderegger, Lotte Errell, fotoform, André Gelpke, Eiko Grimberg, Harry Hachmeister, André Kertész, Astrid Klein, Barbara Klemm, Jürgen Heinemann, Axel Hütte, Peter Keil, William Klein, Kurt Kranz, Anneliese Kretschmer, Helmuth Kurth, Lucia Moholy, Shahryar Nashat, Karl Peters, Walter Schmitz, Gundula Schulze Eldowy, Henrik Spohler, The Good Liars und Andreas Weinand.