Paolo Pellegrin (geboren 1964 in Rom) zählt zu den bekanntesten Dokumentar- und Kriegsfotografen weltweit. Die Ausstellung PAOLO PELLEGRIN – UN`ANTOLOGIA vom 31. Oktober 2019 bis 1. März 2020 im Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg wirft ein neues Licht auf die kreative Vision des italienischen Fotografen.
Kuratiert von dem renommierten Kunsthistoriker Germano Celant, der als künstlerischer Leiter der Prada-Stiftung in Mailand tätig ist, wurde die Ausstellung erstmals im MAXXI, Rom, gezeigt. In Hamburg wird die Ausstellung durch zusätzliche Werke erweitert.
UN‘ANTOLOGIA ist eine Hommage an Pellegrins lebenslange Beschäftigung mit dem menschlichen Dasein, dient aber auch als wichtige Erinnerung daran, dass Reportage-Fotografie weit mehr war, ist und bleibt als nur ein Medium für die tägliche Nachrichtenberichterstattung.
In seiner langen Karriere, die 1987 begann, hat Pellegrin viele Einzelausstellungen präsentiert. Die Zusammenstellung und Präsentation der Ausstellung in Hamburg überrascht, fordert und fasziniert zugleich: UN’ANTOLOGIA ist eine Meditation über die Auswirkungen, Folgen und das Vermächtnis von menschlichem Leid, wie Pellegrin es dokumentiert hat sowie eine Auseinandersetzung mit seiner künstlerischen Vision. Mehr als 200 analoge und digitale Drucke, teils Vintage, teils unveröffentlicht, werden in der Ausstellung präsentiert, begleitet von einem Minimum an Wandtexten. Stattdessen werden die Fotografien durch Videoclips des Fotografen und eine spektakuläre Installation – von Pellegrin selbst konzipiert – kontextualisiert. Die in der Ausstellung gezeigten Notizbücher, Skizzen, Drucke, Negative, Folien und gedruckten Ephemera veranschaulichen den Prozess seiner visuellen Forschung, die einen immanent wichtigen Teil seiner Arbeitspraxis darstellt. Der interaktive Charakter der Installation lädt die Besucher*innen zum Stöbern und Nachforschen ein, und ermöglicht es ihnen, die Arbeitsweise Pellegrins nachzuvollziehen.
Pellegrins Arbeit wird oft als »concerned journalism« beschrieben. Seine Themen sind vielfältig: städtische Armut, Epidemien, Natur- oder Umweltkatastrophen und kriegerische Konflikte hat er schonungslos in den Krisengebieten unserer Welt dokumentiert. Dabei sind seine Serien von einer dringlichen Notwendigkeit geprägt, Elend und Widerstandskraft zu bezeugen.
Die Bücher, die Pellegrin im Laufe seiner Karriere veröffentlicht hat, belegen seine Sonderstellung als Fotojournalist auf beeindruckende Art und Weise. Double Blind, das Ergebnis eines Libanon-Aufenthaltes im Jahr 2006 im Auftrag von Newsweek und der New York Times, beschäftigt sich mit dem Leid der Libanesen, die täglichen Luftangriffen durch die israelische Armee ausgesetzt waren. Pellegrins Berichterstattung über den Kosovo-Konflikt in seinem Buch Kosovo 1999-2000 The Flight of Reasonzeigt das Chaos und Leid von Menschen auf der Flucht, die Kräften ausgeliefert sind, die jenseits ihrer eigenen Kontrolle liegen. Andere Bücher, wie As I was Dying (2008) oder Dies Irae (2011), beleuchten ein breiteres Themenspektrum, sind aber durch Pellegrins Unerlässlichkeit, zugunsten gegenwärtiger und kommender Generationen Zeuge zu sein, miteinander vebunden. Pellegrins neuestes Buch, Paolo Pellegrin, herausgegeben von Germano Celant und verlegt von Silvan Editoriale, ist in englischer Sprache erhältlich.
www.deichtorhallen.de/paolo-pellegrin