Mit ihrer dritten Bauhausausstellung würdigt die Alfred Ehrhardt Stiftung mit bisher unbekannten Arbeiten den Bauhaus Künstler und Lehrer Fritz Schleifer.
Die Ausstellung zeigt erstmals Fritz Schleifers Fotodokumente von den Schülerarbeiten aus seiner Vorklasse an der Landeskunstschule Hamburg, die im Archiv seines Sohnes Jan Schleifer auf Negativ-Glasplatten überliefert sind. Vor allem kommt ein sensationeller Fund hinzu, den der Kurator der Ausstellung Hans Bunge zusammen mit Jan Schleifer im Zuge der Vorbereitungen machte: die originalen Zeichnungen ebendieser Schülerarbeiten, die Fritz Schleifer im Keller seines Hauses vor der Konfiszierung und Zerstörung durch die Nationalsozialisten versteckt hatte.
Fritz Schleifer studierte 1922–1924 am Weimarer Bauhaus bei Oskar Schlemmer und Wassily Kandinsky und war mit anderen Meistern, zum Beispiel mit Lyonel Feininger, gut bekannt. Das Plakat der ersten Bauhaus-Ausstellung 1923 in Weimar geht auf einen Entwurf Schleifers zurück. Nach Architektur-Studium in München und Mitarbeit in verschiedenen Hamburger Architekturbüros bekam er wie Alfred Ehrhardt 1930 einen Lehrauftrag als
„künstlerisch freischaffender Lehrer“ für die neu eingerichteten Vorklassen an der
Landeskunstschule Hamburg. Ihr neuer Direktor Max Sauerlandt versprach sich damals von den
Berufungen der beiden ehemaligen Bauhaus-Studenten neue Impulse im Sinne der Bauhaus-Pädagogik. Hier unterrichtete Schleifer von 1930–1933 unter starkem Einfluss der Erfahrungen seiner Grund-Studien am Weimarer Bauhaus.
Im April 1933 wurden Sauerlandt, Schleifer und Ehrhardt sofort entlassen. Die Schülerarbeiten beider Dozenten wurden 1937 „als Zeugnisses des Verfalls“ an die Reichskammer der bildenden Künste nach Berlin verbracht, sofern sie nicht schon vorher vernichtet worden waren.
Als Schleifer nach 1945 wieder an die Landeskunstschule berufen wurde, nun als Leiter einer Architekturklasse, ließ er von den vielen Negativen Abzüge herstellen. Diese wurden zu einem neuerlichen Zeugnis (s)einer durch die Bauhauspädagogik inspirierten Unterrichts- Methode.
Als idealtypische Beispiele für die in der Nachkriegszeit wieder eingerichteten Grundklassen wurden drei dieser Fotos 1951 für eine Broschüre der Landeskunstschule ausgewählt. Dort heißt es: „Ziel der Grundklassen ist, die Basis für die echte Moderne zu bilden, von der man sich der Gestaltung der Alltagsdinge und der freien Kunst zuwenden kann.“ Diese Formulierung stammt zwar nicht von Fritz Schleifer, aber sie steht für sein unterrichtliches Wirken, das sich in den präsentierten Beispielen widerspiegelt.
Ergänzt wird die Ausstellung durch die Präsentation von Glasnegativen, die Alfred Ehrhardt von den Studentenarbeiten aus dem Vorkurs angefertigt hatte.
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