Gemeinsam heben die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim (rem) und das weltberühmte Centre Pompidou ab 23. März 2019 einen Schatz der Fotografie-Geschichte. Mit „Die unersättliche Kamera“ widmet sich erstmals eine Ausstellung dem facettenreichen Werk des Fotografen Gaston Paris (1905-1964).
Die Schau ist Auftakt zu einer engen Kooperation zwischen den beiden Institutionen und feiert in Mannheim Premiere, bevor sie in der französischen Hauptstadt zu sehen ist.
Gaston Paris war einer der populärsten Reporter im Paris der 1930er Jahre und fing als Chronist das Lebensgefühl der pulsierenden Seine-Metropole ein. Er war ein Meister der unterschiedlichen Themen und Blickwinkel. Ob die Tänzerinnen der Folies Bergère oder die Akrobaten im Zirkus, die Armen der Pariser Vorstädte oder die Mannequins der Surrealisten, moderne Stahlarchitekturen, Zuchthäuser oder Stars des französischen Chansons wie Edith Piaf – Gaston Paris setze alles mit derselben formalen Perfektion in Szene. Scheinbar mühelos beherrschte er den Spagat zwischen den verschiedenen Genres. Wie ein Schwamm saugte der Autodidakt die Stilrichtungen seiner Zeit auf, spielte als Hommage auf das „Neue Sehen“ mit extremen Perspektiven und lichtete mit seiner Mittelformatkamera immer wieder surrealistisch anmutende Motive ab.
Mit seinen zahlreichen Reportagen in französischen illustrierten Zeitungen schuf Gaston Paris ein schillerndes Bild von Paris und der französischen Gesellschaft vor dem Zweiten Weltkrieg. Seine Aufnahmen prägten das Gesicht des legendären und stilbildenden Magazins „VU“, für das viele namhafte Fotografen wie Henri Cartier-Bresson, Brassaï oder Robert Capa arbeiteten. Die Ausstellung gewährt einen faszinierenden Blick in das noch junge Feld des Bildjournalismus. Gaston Paris erzählte mit seinen Bildern Geschichten, er war ein Fotograf des Spektakels, immer auf der Suche nach Sensationen, die am Kiosk das Interesse des potentiellen Lesers weckten. Nach dem Zweiten Weltkrieg führten ihn Reportagen ins besetzte Deutschland und Österreich.
Einem Kaleidoskop gleich nähert sich die Ausstellung dem Fotografen Gaston Paris an, über dessen Lebensgeschichte kaum etwas bekannt ist. Vintage-Abzüge, Pressebilder, Veröffentlichungen in der „VU“ und Projektionen verbinden sich Facette um Facette zum eindrucksvollen Schaffen einer der großen Figuren der Fotografie-Geschichte, die dank der Kooperation zwischen dem Centre Pompidou und den Reiss-Engelhorn-Museen der Vergessenheit entrissen wurde und von den Besuchern wiederentdeckt werden kann.
Der Bereich Fotografie ist ein wichtiger Schwerpunkt der Reiss-Engelhorn-Museen. Mit dem Forum Internationale Photographie und ZEPHYR – Raum für Fotografie befinden sich gleich zwei renommierte Ausstellungsforen zu diesem Thema unter dem Dach der rem. Wechselnde Ausstellungen beleuchten spannende Aspekte von der Pionierzeit des Mediums bis hin zu zeitgenössischen Positionen.
Die Sonderausstellung „Gaston Paris: Die unersättliche Kamera“ ist vom 23. März bis 30. Juni 2019 im Forum Internationale Photographie der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim zu sehen.