Am 2. Februar 2019 eröffnet die neue Ausstellung Women on View. Eine Ästhetik des Begehrens in der Werbung in den Räumen der Chaussee 36, im Herzen von Berlin- Mitte.
Die Abbildung des unbekleideten, idealen Menschen unterliegt in der westlichen Kunst einer langen Tradition. Doch erst die Moderne löste Nacktheit aus ihrem religiösen oder allegorischen Kontext heraus und zeigte sie offen und natürlich, auch in Verbindung mit Eros. Heute gehören nackte Körper, vor allem von Frauen, zur medialen Dauerware, sind aus der Werbebranche nicht wegzudenken.
Von Anfang an inszenierte die Werbeindustrie den weiblichen Körper zur besseren Vermarktung von Produkten, während sie männliche Nacktheit noch bis ins späte 20. Jahrhundert kaum beachtet ließ. Modelle verkörpern demnach das Idealbild westlicher, weiblicher Schönheit. Und doch widersetzten sie sich über Jahrzehnte hinweg einem einheitlichen Kanon, was auf die charakteristische Entwicklung der Präsentation von Frauenfiguren zurückzuführen ist. Besonders in Bildern der Mode- und Werbefotografie kann ein Paradigmenwechsel vom Verkauf von Produkten bis hin zum Verkauf bestimmter Lifestyles konstatiert werden.
Die Gruppenausstellung Women on View thematisiert die Erotisierung des weiblichen Körpers in der Werbefotografie – angefangen bei der frühen Produktreklame der 1940er Jahre, über die Ära der Hyper-Erotisierung der Frau in den 1990er Jahren hin zu zeitgenössischen Positionen in der Werbefotografie. Präsentiert werden legendäre Plakate und Fotografien von namhaften Künstlern wie Horst P. Horst, Erwin Blumenfeld, Helmut Newton, Peter Lindbergh, Herb Ritts, Irving Penn und Jeanloup Sieff, um nur einige zu nennen. Einerseits zeigt die Ausstellung verschiedene Darstellungsweisen der Frau in der Werbung auf. Andererseits hinterfragt sie die wechselseitigen Einflüsse der modischen und kommerziellen Fotografie bei der Schaffung ästhetischer Standards.
Darüber hinaus verweist die Ausstellung auf den soziokulturellen Einfluss von Werbung. Diese ist ein Spiegelbild gesellschaftlicher Einstellungen und beeinflusst als Ab- und Vorbild gängige Rollenbilder und Vorstellungen von Schönheit. In unserer gegenwärtig mediendominierten Welt wird die Verbreitung von genormten Attraktivitätsvorstellungen und Schönheits- idealen zunehmend begünstigt. So führte die Nutzung einer Bildsprache, in der weibliche Modelle signifikant aufreizend und provokativ gezeigt wurden, in der Vergangenheit zu einer zunehmenden Sexualisierung in der Öffentlichkeit. Ist die Darstellung von Frauen heute im- mer noch ein Zeugnis der Begierde in unserem gesellschaftlichen Streben nach den Idealen menschlicher Vollkommenheit? Oder ist diese Form des Begehrens bereits im Wandel begriffen?
Anlässlich der Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation (dt.-engl.) mit einem Vorwort des Kurators der Helmut Newton Stiftung Matthias Harder, Texten der Soziologin Esther Loubradou sowie zahlreichen Abbildungen von historischen Werbefotografien.
*Chaussee 36, Chausseestraße 36, 10115 Berlin
http://www.galerie36berlin.com