Ausstellung: 22.06.–15.10.2018
Loredana Nemes (*1972) traut sich etwas – Zeit für eine Entdeckung. Entdeckungslust und Künstlerinnen haben einen hohen Stellenwert im Programm der Berlinischen Galerie. Schon lange ist Ulrich Domröse, Leiter der Fotografischen Sammlung, mit Nemes im Dialog. Das Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur besitzt bereits 23 Werke der deutschen Fotokünstlerin mit rumänischen Wurzeln. Mit dieser ersten, großen Einzelausstellung in einem Kunstmuseum geht zugleich ein wichtiger Wunsch von Nemes in Erfüllung. Nachdem sie 2001 von Aachen nach Berlin umgezogen war, besuchte sie 2004 erstmalig die Berlinische Galerie und wusste: „Hier möchte ich ausstellen“.
Zunächst hatte Loredana Nemes Mathematik und Germanistik studiert, in Berlin entschied sie sich dann für einen radikalen Neuanfang: eine Laufbahn als freie Fotografin. Cartier-Bresson, Friedlander, Sugimoto und Frauke Eigen wurden zu wichtigen Leitfiguren der Autodidaktin. Inzwischen gab es zahlreiche Galerie-Ausstellungen und Publikationen zu Nemes, deren Werke sich bereits in verschiedenen Sammlungen befinden: Folkwang Museum Essen, Deutsches Historisches Museum, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, DZ Bank Kunstsammlung Frankfurt und Cleveland Clinic Art Collection.
Gezeigt werden ab dem 21. Juni 2018 sechs Fotozyklen aus Nemes‘ letzten zehn Schaffensjahren, drei davon wurden gerade erst abgeschlossen und sind damit zum ersten Mal in der Berlinischen Galerie zu erleben:
beyond (2008-10, türkische und arabische Männerwelten in Berlin)
Blütezeit (2012, Portraitexperiment mit Jugendlichen)
Der Auftritt (2014, Karneval, Masken, Modelle)
Premieren: Gier (2014-17, verkeilte Flugkörper)
23197 (2017-18, Permutationen der Angst)
Ocna. Eine Annäherung (2017-18, morbid-lustvolle Körperfragmente).
Die Ausstellung umfasst ca. 120 fotografische und poetische Werke – im Zentrum stehen Menschenportraits, die Poesie und der Surrealismus des Alltags. Loredana Nemes fokussiert schon lange auf soziale und heute hochpolitisch relevante Themen wie Identität und Persönlichkeit. Mit Stilmitteln der Farb- und Schwarz-Weiß- Fotografie, der Schärfe, Unschärfe und Abstraktion reflektieren ihre Bilder zum Teil auch Unsicherheiten, Unwissen und Ängste der Betrachter*innen.
„So wie die Begegnung enthält auch die Fotografie das Magische, das Unbeschreibbare, das Einzigartige. Was gewiss ist, ist unser Bildgedächtnis, aus dem sich vieles speist. Sowohl in der Entstehung als auch im Betrachten bedienen wir uns dieses Pools an Bildern, sortieren, variieren und schaffen, wenn möglich, Neues. Wie das geschieht, sollte jedoch unbeschrieben bleiben, denn Worte werden diesem Suchen und Finden auf so vielen Ebenen nicht gerecht.“ (L. Nemes)
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog: 128 S., dt./engl., ISBN 978-3-96070-018-0,
24,80 Euro.
Ausstellung und Katalog werden unterstützt durch den Förderverein Berlinische Galerie e.V. und die Rudolf Augstein Stiftung.
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