Der Wiener Schauplatz für Fotografie holt die Arbeiten der US-amerikanischen Fotografin mit väterlichen Wurzeln in der k.u.k. Monarchie zum ersten Mal nach Österreich.
Die Entdeckung des Werks von Vivian Maier (1926–2009) schlug 2009 nicht nur in Fotograifekreisen wie eine Bombe ein. Die Geschichte der bis 2009 völlig unbekannten Fotografin Vivian Maier, die sich ihren Unterhalt zeitlebens als Kindermädchen verdient hatte und deren zu großen Teilen aus Negativen bestehendes Archiv auf einer Zwangsauktion eher zufällig in die Hände eines jungen Sammlers geraten war, begeisterte die Öffentlichkeit weit über die klassischen Fotozirkel hinaus. „Ein Jahrhundertfund – und eine Geschichte, die man sich besser nicht hätte ausdenken können“, so WestLicht-Gründer Peter Coeln. Gleichsam über Nacht wurde Vivian Maier zum Star, in einem Atemzug genannt mit Größen wie Henri Cartier-Bresson, Robert Frank, Lee Friedlander oder Diane Arbus und gehandelt von den renommiertesten Galerien. Die hollywoodreife Erzählung wurde 2013 in einer Dokumentation verarbeitet, die weltweit in den Kinos lief und bei den Academy Awards 2014 für einen Oscar als Best Documentary Feature nominiert war. Vivian Maier selbst hat den späten Welterfolg nicht mehr erlebt. Sie starb 2009, zwei Jahre nachdem ihre Negative, Abzüge, 8 mm-Filme und Tonbänder versteigert worden waren, weil sie den Mietzins der Lagerräume schuldig geblieben war, in einem Altersheim an den Folgen eines Sturzes – nur wenige Tage, bevor der Sammler ihren letzten Wohnsitz ausfindig machen sollte.
„Die vielfach kolportierte – und ja tatsächlich fantastische – Erzählung einer ‚Mary Poppins mit Kamera‘ darf nicht den Blick auf Maiers Werk verstellen. Ihr Platz in der Fotogeschichte gebührt ihr wegen der Qualität ihrer Fotografie“, so WestLicht Chef-Kuratorin Rebekka Reuter.
Im WestLicht sind rund 100 zwischen den frühen 1950er- und den späten 1970er-Jahren entstandenen Arbeiten Maiers zu sehen. Dabei werden die klassischen, überwiegend mit der Rolleiflex aufgenommenen Schwarz-Weiß-Bilder durch Farbaufnahmen ergänzt, die sie mit der Leica fotografierte.
Die Ausstellung läuft vom 29.5. bis 19.8.2018
Bild ganz oben: Selbstporträt 1956 © Estate of Vivian Maier, Courtesy of Maloof Collection and Howard Greenberg Gallery, NY