Im Fokus der Ausstellung im Wiener Fotomuseum WestLicht steht der epochale Porträtzyklus Menschen des 20. Jahrhunderts, den August Sander Mitte der 1920er-Jahre entwickelte und in einer ersten Fassung unter dem Titel „Antlitz der Zeit“ publizierte.
Mit August Sander widmet sich das Wiener Fotomuseum WestLicht einem herausragenden Klassiker der Fotografiegeschichte. „August Sander ist einer der ganz Großen und hat die Fotografie revolutioniert, vergleichbar mit Alexander Rodtschenko oder Edward Steichen. Sein Porträt einer Gesellschaft im Wandel ist gerade heute hochaktuell,“ so WestLicht-Vorstand Peter Coeln.
Bei den 70 Porträts des wegweisenden Vertreters der Neuen Sachlichkeit und Pioniers der dokumentarisch-konzeptuellen Fotografie handelt sich dabei um das Reenactment einer Ausstellung, die der Fotograf August Sander 1963, ein Jahr vor seinem Tod, noch selbst kuratiert hatte.
Putzfrau, 1928, August Sander
© Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln,
VG Bild-Kunst, Bonn, Courtesy Galerie Johannes Faber
„Sein Konzept einer fotografischen Gesellschaftsanalyse mittels vergleichender und unmittelbarer Beobachtung zielte auf ein umfassendes Sozialporträt der Weimarer Republik ab“, fasst WestLicht-Chefkuratorin Rebekka Reuter zusammen. „Fotografie verstand er als universelle Weltsprache.“
Eingeteilt in sieben Gruppen, stellt der Bilderatlas Vertreter unterschiedlicher Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen nebeneinander – vom Arbeitslosen bis zum Großindustriellen, von der Bildhauerin bis zur Putzfrau, vom Corpsstudenten bis zum Bohémien. Sander verdichtet charakteristische Merkmale in Haltung, Gestik und Kleidung zu einer Reflexion des Individuellen in Beziehung zum Typischen. Sein physiognomisches Zeitbild beleuchtet das Verhältnis von Mensch und Gemeinschaft.
Die Ausstellung läuft vom 24. März bis 20. Mai 2018
Bild oben: Boxer, 1929 August Sander © Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln, VG Bild-Kunst, Bonn, Courtesy Galerie Johannes Faber