Die Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe spiegelt die unterschiedlichen künstlerischen Herangehensweisen und Temperamente, aber auch die Vielfalt und Charakteristik von Material und Technik des Polaroids wider.
Die Ausstellung positioniert das Phänomen Polaroid an der Schnittstelle von Kunst und Technologie. Herausragende Künstlerinnen und Künstler haben im Medium der Sofortbildfotografie neue Wege beschritten und die Ästhetik einer Ära geprägt. Mit rund 240 Werken von 120 Künstlern beleuchtet sie das ästhetische Spektrum der Sofortbildfotografie und zeigt unter anderem Polaroids von Ansel Adams, Nobuyoshi Araki, Sibylle Bergemann, Anna und Bernhard Blume, Guy Bourdin, Ellen Carey, Chuck Close, Barbara Crane, Philip-Lorca diCorcia, Harold Edgerton, Walker Evans, Gisèle Freund, Toto Frima, Luigi Ghirri, Hans Hansen, David Hockney, Dennis Hopper, Barbara Kasten, André Kertesz, Ulrich Mack, Robert Mapplethorpe, Robert Rauschenberg, Toshio Shibata, Andy Warhol, William Wegman.
Guy Bourdin, Charles Jourdan 1978, 1978, C-Print, 88,9 x 116,8 cm,
© The Guy Bourdin Estate 2017/ Courtesy of Louise Alexander Gallery
Außerdem stellt das Museum mit 87 Kameramodellen und Prototypen jene innovative Technik vor, die diese visuelle Revolution überhaupt erst ermöglichte. Die gezeigten Polaroids reichen von den Anfängen des Unternehmens 1955 bis 2015. Der Schwerpunkt liegt auf Arbeiten aus den 1980er und 1990er Jahren. Der von Edwin H. Land 1947 in New York erstmals vorgestellte Sofortbildfilm verkürzt den zeitlichen Ablauf von Herstellung, Entwicklung und dem gemeinsamen Betrachten einer Fotografie auf wenige Minuten. Damit wurden Anwendungsformen initiiert, die in der digitalen Fotografie und in dem Teilen von Bildern oder Selfies auf Foto-Portalen im Internet fortleben. Der aktuelle Hype um Polaroid-Apps für Smartphones und die wieder auf den Markt gebrachten Sofortbildkameras zeigen die anhaltende Popularität des Mediums. In der digitalen Bilderflut hat sich jedoch die Einzigartigkeit des Polaroids in ihrem Charakter zu einem Gegenentwurf gewandelt: Mit der Aufnahme eines einmaligen Moments oder eines sozialen Ereignisses hält man ein analoges Unikat in der Hand und wartet mit Spannung und Vorfreude darauf, dass das Bild wie von Zauberhand langsam erscheint.
Dennis Hopper, Los Angeles, Back Alley, 1987, Polaroid SX-70, 10,7 x 8,8 cm,
© Dennis Hopper, Courtesy of The Hopper Art Trust
Der Austausch zwischen der Kunst und dem Unternehmen bildet die Grundlage der spektakulären Polaroid Collection, die seit den 1960er Jahren in der Konzernzentrale in Cambrigde in den USA aufgebaut wird. Erstmals nach ihrer Auflösung 2009 vereint The Polaroid Project in einer Ausstellung diesen amerikanischen mit dem europäischen Teil der Sammlung, der ursprünglich in Amsterdam angesiedelten International Polaroid Collection. Mit zusätzlichen Leihgaben von Künstlern und deren Nachlassverwaltern sowie mit Objekten aus dem MIT Museum in Cambridge zeigt die Ausstellung auf ihrer internationalen Tournee das Phänomen Polaroid erstmals in seiner gesamten Breite.
Die Ausstellung The Polaroid Project wurde von der Foundation for the Exhibition of Photography Minneapolis/New York/Paris/Lausanne, dem MIT Museum Cambridge (Massachusetts) und WestLicht. Schauplatz für Fotografie (Wien) in Zusammenarbeit mit dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg entwickelt. Kuratoren der Ausstellung sind Deborah G. Douglas, William A. Ewing, Barbara P. Hitchcock, Rebekka Reuter und Gary Van Zante.
Katalog: Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit dem Titel Das Polaroid Projekt. Die Eroberung durch die Kunst im Hirmer Verlag Museumsausgabe 39,90 Euro, Buchhandelsausgabe 49,90 Euro.
Bild ganz oben: Oliviero Toscani, Andy Warhol with Camera, 1974, Polaroid Type 105, 8,3 x 10,8 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018