Die Ausstellung „Variationen des wilden Körpers. Fotografien von Eduardo Viveiros de Castro“ zeigt im Weltkulturen Museum das Werk von Viveiros de Castro.
Fressen die ¬Bewohner des Amazonasgebiets ihre Feinde, oder erzählen sie das nur den angereisten Ethnologen? Und was führen brasilianische Dichter und Filmemacher im ¬Schilde, wenn sie die ¬Anthropophagie zum ästhetischen Prinzip ¬erheben? Die Campus-¬Veranstaltung „Tropical Underground“ erkundet bis Juli 2018 die vielfältigen Verknüpfungen von Anthropologie, Avantgarde und Globalisierung in Brasilien seit den 1960er Jahren. Dazu gehört auch die Ausstellung „Variationen des wilden Körpers. Fotografien von Eduardo Viveiros de Castro“.
Eduardo Viveiros de Castro ist Brasiliens bekanntester Ethnologe und machte sich besonders durch seine umstrittene Theorie des amerindianischen Perspektivismus einen Namen. Neben seiner Karriere als Wissenschaftler war er jedoch auch als Fotograf tätig. Das dabei entstandene Werk wird nun im Rahmen dieser Ausstellung zugänglich gemacht. Der provokante Titel soll bestehende Assoziationen von „Wildheit“ und „Natur“, „Zivilisation“ und „Verstädterung“ lösen und alternative Denkwege aufzeigen.
Viveiros de Castro zählt mit seiner Theorie des amerindischen Perspektivismus zu den bedeutendsten Ethnologen der Gegenwart. Zunächst aber war Viveiros de Castro Fotograf. Er schuf in den 1970er Jahren einige der bekanntesten Aufnahmen des Künstlers Hélio Oiticica und des Dichters Waly Salomão und arbeitete als Standfotograf für Ivan Cardoso, eine Schlüsselfigur des Cinema Marginal. Zeitgleich befasste sich Viveiros de Castro mit den indigenen Gruppen der Araweté, Kulina, Yanomami und Yawalapíti im Amazonas-Gebiet Brasiliens. Den gemeinsamen Fluchtpunkt dieser beiden Arbeitsstränge bildet die Frage nach dem Körper. Die Ausstellung „Variationen des wilden Körpers. Fotografien von Eduardo Viveiros de Castro“ fokussiert den Körper im urbanen Raum ebenso wie im Amazonas-Gebiet Brasiliens und zeigt zugleich, dass künstlerische Praxis und anthropologische Reflexion im Werk von Viveiros de Castro aufs Engste verzahnt sind. Der provokante Titel soll bestehende Assoziationen von „Wildheit“ und „Natur“, „Zivilisation“ und „Verstädterung“ lösen und alternative Denkwege aufzeigen.
„Tropical Underground. Revolutionen von Anthropologie und Kino in Brasilien nach 1965“ ist eine Veranstaltungsreihe des Instituts für Theater-,Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität und des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ in Kooperation mit dem Deutschen Filminstitut, dem Weltkulturen Museum, dem Museum Angewandte Kunst und dem Künstlerhaus Mousonturm sowie mit SESC – Sao Paulo.
Detaillierte Programminformationen und Informationen zu weiteren Veranstaltungen unter www.tropical-underground.de
Ausstellung bis 11. März 2018
Bild oben: Ein Trumaimädchen beobachtet weiße Touristen in einem Haus der Indigenen Station Leonardo, Nationalpark Xingu, 1975, Sammlung Viveiros de Castro
Bild Mitte: Kuyawmá mit meiner Super-8 mm Kamera, Yawalapíti Dorf, oberer Xingu, 1976, Sammlung Viveiros de Castro