Mit der Ausstellung Developing präsentiert die Galerie SR Contemporary Art in Berlin Charlottenburg vom 5. Dezember 2017 bis 27. Januar 2018 die Entstehungsgeschichte der italienischen experimentellen Fotografie von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart.
Developing präsentiert diesen historischen Verlauf anhand der Werke von acht Künstlern, deren individuelle Bildsprachen von Breite, Vielfalt und experimentellem Charakter neuer und etablierter Herangehensweisen innerhalb der italienischen Fotografie zeugen. Gezeigt werden Arbeiten von Künstlern der Galerie wie Franco Fontana, Luciano Romano, Alessandra Baldoni, Franco Grignani, Patrizia della Porta, Occhiomagico, Ivan Piano und Barbara La Ragione.
Die Ursprünge moderner experimenteller Fotografie in Italien gehen bis in die 1960er Jahre zurück – in eine Epoche, die von einer Verschmelzung historischer Traditionen mit internationalen Einflüssen gekennzeichnet war und die in neuen Formen einer expressiven und Konzept basierten Bildsprache mündete. In den 1970er Jahren trieb das wachsende Interesse an einer theoretischen Auseinandersetzung mit der Bildproduktion diese Entwicklung weiter voran und beschleunigte so die Integration von Bildern als konstitutive Elemente in andere Medien, wie etwa in der visuellen Poesie oder der Installationskunst. Der rasante Aufstieg der Konsumkultur in den 1980er Jahren lenkte den Fokus in der italienischen Fotografie auf die Farbe und man bemerkt ein neu erwachtes Interesse an persönlichen und oft im mediterranen Stil geprägten Landschaften als Bildgegenstand. Während die 1990er Jahre Zeuge der Entstehung des semiotischen Bildwertes wurden, definiert sich die italienische Fotografie seit den 2000er Jahren und dem Beginn der digitalen Revolution zunehmend als Vertreter des Subjektivismus – und durch ein Auseinanderbrechen in Myriaden von Stilen und Interessen.
So entwickelte sich zum Beispiel die Bildwelt von Franco Fontana (*1933 in Modena) aus seiner Überzeugung heraus, dass Kunst die Fähigkeit besitzt, “das Unsichtbare sichtbar zu machen”. Oft nimmt sein Heimatland eine wichtige Rolle in seinen Fotografien ein, wobei Fontana dessen Besonderheiten in seinen Werken überwindet. Die Fassaden von Gebäuden, Feldern oder Meer- und Seenlandschaften wirken wie neu gegossen, präsentieren sich als aneinandergereihte Bausteine satter oder gedeckter Farbtöne und verbinden Makrokosmos und Mikrokosmos auf eine kontemplative Art.
Alessandra Baldoni (*1976 in Perugia) findet die Inspiration für ihre Bilder in der Sprache. In Kombination mit Sätzen oder Schlagworten, erkunden Baldonis Arbeiten das Wesen von Erinnerungen, Träumen, Märchen und Liebe. Zauberhaft und ätherisch zugleich, erzählen ihre Werke vom Innersten der Seele und erschaffen existentielle Landschaften von universeller Anziehungskraft.
Bild oben: Franco Fontana Mar Ligure 2005 2005 lambda print on diasec 120×188 cm © FRANCO FONTANA Courtesy of SR Contemporary Art (Berlin Milano)
Bild Mitte: Alessandra Baldoni I Need Protection, 2014 installation iron, glass, words and photography, unique edition © ALESSANDRA BALDONI Courtesy of SR Contemporary Art (Berlin Milano)