An der Schnittstelle von Kunst und Technologie zeigt die Ausstellung bei WestLicht Schauplatz für Fotografie in Wien das Phänomen Polaroid zum ersten Mal in seiner gesamten Breite. The Polaroid Project vereint in der Ausstellung den amerikanischen mit dem europäischen Teil der Sammlung.
Die Polaroid Sammlung konnte 2010 durch den Einsatz von Peter Coeln und WestLicht vor dem Ausverkauf gerettet werden und ist seitdem in Wien beheimatet. Mit zusätzlichen Leihgaben von den Künstlern und Künstlerinnen selbst und deren Nachlässen zeigt die Ausstellung auf den internationalen Stationen ihrer Tournee das Phänomen Polaroid. Die Marke Polaroid ist längst zum universellen Mythos geworden. Sie hat Gebrauchsweisen initiiert, die – ein Blick auf Instagram genügt – die Alltagsfotografie noch heute beeinflussen.
Herausragende Künstlerinnen und Künstler – von Ansel Adams bis Andy Warhol – haben im Medium der Sofortbildfotografie neue Wege beschritten und die Ästhetik einer Ära geprägt. Ihren Werken stellt The Polaroid Project mit Kameramodellen, Konzepten und Prototypen jene innovative Technik an die Seite, die diese visuelle Revolution überhaupt erst ermöglichte. Wien ist die erste Station der Ausstellung in Europa.
Präsentiert werden rund 200 Polaroids von knapp 100 Fotografinnen und Fotografen, von den Anfangstagen der Corporation bis heute, mit einem Schwerpunkt auf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neben diesen Unikaten in den charakteristischen Formaten – vom bekannten SX-70 Schnappschuss mit seinem weißen Rahmen (8,8×10,7 cm) bis zum faszinierend detailreichen 20×24 Inch Großformat (50×60 cm) – demonstriert der Fokus auf die Technik der Sofortbildfotografie, dass die Kreativität von Unternehmensgründer Edwin Land und seinem Team derjenigen der Kunstschaffenden in nichts nachstand. Bevor die Firma in den 1990er-Jahren den Anschluss an die digitale Entwicklung verpasste, war Polaroid ein Synonym für visionäre Technologie, vergleichbar nur mit dem Status von Apple zum Beginn des neuen Jahrtausends. Nicht von ungefähr zählte Steve Jobs zu den größten Bewunderern von Land und seinen Erfindungen.
Das Phänomen Polaroid ist, auch als analoger und einzigartiger Gegenentwurf zur Masse digitaler Bilder, gerade in der jüngeren Generation populärer denn je. Eine Traditionsmarke wie Leica hat erst kürzlich ihre erste Sofortbildkamera auf den Markt gebracht. Und The Impossible Project, das nach der Pleite von Polaroid das Sofortbildverfahren wiederbelebte, firmiert – mit neuen Filmen und einer neuen Kamera im Gepäck – inzwischen unter dem legendären Namen in frischem Gewand: Polaroid Originals.
Mit Polaroids von Nobuyoshi Araki, Sibylle Bergemann, Anna & Bernhard Blume, Guy Bourdin, Ellen Carey, Helen Chadwick, Chuck Close, Marie Cosindas, Barbara Crane, Philip-Lorca diCorcia, Joan Fontcuberta, Toto Frima, Luigi Ghirri, Richard Hamilton, Robert Heinecken, Gottfried Helnwein, Jan Hnizdo, David Hockney, Barbara Kasten, David Levinthal, Ulrich Mack, Robert Mapplethorpe, James Nitsch, Robert Rauschenberg, Lucas Samaras, Fazal Sheikh, William Wegman, Erwin Wurm u. v. a.
18. November 2017 bis 25. Februar 2018
Bild oben: Guy Bourdin, Charles Jordan 1978, C-Print auf Fujiflex copyright The Guy Bourdin Estate 2017, Courtesy Louise Alexander Gallery
Bild links: Andy Warhol, Andy Sneezing 1978, Polaroid SX-70 copyright The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts Inc. / VBK Wien 2017, Courtesy Fotosammlung OstLicht