Bei Sali e Tabacchiin Saarbrücken wird die Ausstellung „Lost“ mit den ungewöhnlichen Bildern von Ralf Baumgarten gezeigt, der mit seiner Kamera Objekte sammelt mit dem Ziel den abgestumpften Blick von uns allen für die Müllflut im öffentlichen Raum zu sensibilisieren.
Eine weggeworfene Puppe ohne Augen, ein kleiner verlassener VW am Weg, ein kunstvoll hingepfefferte Strauß Tulpen… jedes der Objekte die Ralf Baumgarten mit seiner Kamera festhält, könnte wahrscheinlich eine Geschichte erzählen.
Die Sachen, die wir am Wegesrand als Müll empfinden oder oft schon gar nicht mehr wahrnehmen, entdeckt Ralf Baumgarten für seine Fotoserie „Lost“. Er möchte uns damit ermutigen, mit offenen Augen für die kleinen Geschichten des Alltags durch die Welt zu gehen.
Manchmal geht der studierte Kommunikationsdesigner so weit, dass er Gegenstände mitnimmt und in seiner Garage zu Objekten verarbeitet. Ein völlig verrostetes Emailsieb versieht er mit Glaskolben-Augen oder eine alte französische Harke verbindet er mit einem in Texas gefundenen Eisenbahnnagel an einem rostigen Scharnier.
Aus ihnen entstehen Figuren mit neuer Identität – eine Reinkarnation des „Mülls“. Diese Objekte waren bisher nur in seinem Haus nahe Köln zu sehen. Einige Freunde kannten sie, so auch Prof. Albert Herbig, der sie für diese kombinierte Ausstellung „Lost“ in seinen Kunstraum „Sali e Tabacchi“ nach Saarbrücken holte.
Die Raumverhältnisse erfordern ein neues Bildformat von Ralf Baumgarten. Anders als bei den drei mal drei Meter großen Exponaten seiner Ausstellung „Cyclists“, die Radfahrer auf den Straßen in Nanjing und Köln zeigte, oder seinen Kamelportraits im Wüstensand von Dubai, ist in Saarbrücken Minimalismus gefragt. Dort sind überwiegend fotografische Exponate in DIN A4 und DIN A3-Format zu sehen und dazu ca. 50 cm hohe Objekte.
1960 geboren feierte Ralf Baumgarten mit dem Farbfotoclub Saarbrücken erste Erfolge bei Ausstellungen und Wettbewerben. Mit 17 fotografierte er Jazzkonzerte in der „Gießkanne“ und Modenschauen im Parkhotel. Dann studierte er Kommunikationsdesign in Wuppertal, errang eine Auszeichnung beim KODAK-Nachwuchspreis und den ersten Preis beim Polaroidwettbewerb für Fotostudenten. Seit 1989 lebt und arbeitet er in Köln, wenn er nicht gerade Uhrmacher in Japan, Gasfelder in Patagonien oder Kamele in Dubai fotografiert.
Die Ausstellung läuft vom 13. November bis 20. Dezember 2017