Der deutsch-niederländischen Fotografin und Kriegsberichterstatterin Germaine Krull widmet die Münchner Pinakothek der Moderne eine Ausstellung in deren Mittelpunkt ihr Mappenwerk „Métal“, das 1928 in Paris bei A. Calavas, Librairie des Arts Décoratifs in kleiner Auflage erschien, steht.
Schwerpunkte der fotografischen Arbeit von Germein waren die Akt- und Werbefotografie. In ihrem ersten Buch „Métal“, erschienen 1928, beschäftigte sie sich mit den Wundern aus Stahl, den Zeugnissen der fortschreitenden technischen Revolution. In 64 Lichtdrucktafeln setzt sie darin eiserne Konstruktionen wie Kräne, Brücken, Maschinen und den Eiffelturm mittels ungewöhnlicher Perspektiven und Bildausschnitte in Szene. Die Abfolge im Portfolio lässt aus den Einzelbildern einen „Tanz der nackten Metalle“ werden und zeigt die gigantischen Metallkonstruktionen als dynamische Monumente einer modernen Zeit. Diese Veröffentlichung war es wohl, die Walter Benjamin veranlasste, Germaine Krull in seiner „Kleinen Geschichte der Fotografie“ (1931) in einem Atemzug mit den bedeutenden Fotografen August Sander und Karl Blossfeldt zu nennen.
Die Präsentation zeigt alle 64 Tafeln aus einem von Germaine Krull an Jürgen Wilde gewidmeten Exemplar der Erstausgabe von „Métal“, ergänzt um originale Fotografien der Serie, Dokumente und Archivalien aus den Beständen der Stiftung Ann und Jürgen Wilde. Zusätzlich ist der Kurzfilm „De Brug“ (1928) des niederländischen Filmemachers und Dokumentaristen Joris Ivens zu sehen. Hier zeigt sich nicht nur die persönlich künstlerische Verbindung der beiden, sondern auch die wechselseitige Inspiration der technischen Bildmedien Film und Fotografie in der Moderne.
Die Fotografin Germaine Krull (Wilda 1897 – 1985 Wetzlar) hatte ein bewegtes Leben. 1912 zog sie mit ihrer Mutter von Posen nach München-Schwabing und besuchte dort ab 1915 die Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Chemie, Lichtdruck und Gravüre. Auf Grund ihrer politischen Gesinnung wurde sie 1920 aus Bayern ausgewiesen und lebte nach Stationen in Moskau, Berlin und Amsterdam ab 1926 in Paris. Dort avancierte sie zu einer gefragten Werbe- und Porträtfotografin und arbeitete als Fotojournalistin.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges lebte Krull zeitweise in Brasilien und Afrika, wo sie für die Organisation France Libre tätig war. Als einer der ersten weiblichen Kriegsberichterstatter ging sie 1946 nach Indochina. Zwischen 1947 und 1966 arbeitete sie als Leiterin des Hotels Oriental in BangkogHotel Oriental in Bangkok. Danach übersiedelte Krull nach Indien.
Ann und Jürgen Wilde konnten Germaine Krull 1974 in Nordindien ausfindig machen und richteten ihr 1977 eine erste Retrospektive in Deutschland aus. Diese leitete die Wiederentdeckung der Fotografin und ihres bedeutenden Werkes ein.
Führungen zur Ausstellung
18. Oktober 2017 und 14. März 2018 | 15.00
Aus erster Hand | Kuratorenführung mit Simone Förster
26. NOovember 2017 und 28. Januar 2018 | 15.00
Führung mit Constanze Lindner Haigis
Pinakothek der Moderne und Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Barer Str. 29 | 80799 München
Die Ausstellung läuft bis 1. Juni 2018
Bild oben: Germaine Krull, Métal, Tour Eiffel, 1927 coyright Nachlass Germaine Krull, Museum Folkwang Essen
Bild rechts: Germaine Krull, Selbstporträt mit Icarette, 1925 coyright Nachlass Germaine Krull, Museum Folkwang Essen