Unter dem Titel „Weiterschreiben. Texte von Mut und Trauer“ zeigen Journalistik- und Fotografie-Studierende der Hochschule Hannover in einer Ausstellung ein umfangreiches Gesamtkunstwerk mit vier fotografischen Formen zusammen mit den Reportagen sowie Video- oder Hörfunkbeiträgen.
Das Kooperationsprojekt zwischen dem PEN-Zentrum Deutschland und der HsH hatte das Ziel, auf das „Writers in Exile“-Programm aufmerksam zu machen und den Stipendiaten dieses Programms eine Stimme zu geben. Ein Jahr lang arbeiteten 35 Studierende unter der Leitung von der Journalistik-Professorin Gabriela Jaskulla und von dem Fotografie-Dozenten Knut Giebel mit elf Schriftstellern und Journalisten aus aller Welt zusammen, die aufgrund ihrer Wortkunst in ihren Heimatländern verfolgt und gefoltert wurden oder langjährige Haftstrafen absitzen mussten.
Im ersten Schritt wurden die Stipendiaten von einem kleinen Team von Wort- und Bildjournalisten an ihren Wohnorten in Deutschland besucht und lernten sich kennen. In den Bildern und Texten wurden unter anderem Fragen nach Inspiration, Vorlieben und dem Blick in die Zukunft thematisiert. Für den zweiten Schritt kamen die Stipendiaten in kleinen Gruppen nach Hannover. Ziel dieses Besuchs war es, die Person in fotografischen Teilprojekten weiter zu beschreiben. An den zwei Tagen wurden im Fotostudio der Hochschule Hannover klassische Porträts, Stillleben sowie Luminogramme erstellt, die in ihrer Bildsprache eine einheitliche Stimmung transportieren.
Mit dem Stillleben gelingt eine Reise in die Vergangenheit: Aus mitgebrachtem Bildmaterial der Autoren soll ein Eindruck davon entstehen, wo ihre Wurzeln liegen und was sie auf der Flucht erlebt und durchgestanden haben. In einem Luminogramm sind der Stipendiat und sein geschriebenes Werk in einem Bild vereint. Der Autor setzt dafür einen Schriftzug oder eine Zeichnung mittels einer Lichtquelle, z. B. einer Taschenlampe, in den Raum, der von der Kamera eingefangen wird. Hierbei stehen also Fotografie und Schrift nicht nebeneinander, sondern ergeben zusammen ein neues Werk.
Stipendiaten des PEN-Zentrums sind unter anderem Amir Valle, 1967 in Guantánamo auf Kuba geboren. In Santiago de Cuba und in La Habana studierte er Journalismus und Publizistik. Seit dem Ende seines Studiums im Jahr 1989 ist er als Autor, Literaturkritiker und Journalist tätig. Enoh Meyomesse, mit bürgerlichem Namen Dieudonné Enoh, ist Lyriker, Romanautor, Dramatiker, Historiker und politischer Aktivist. Er wurde 1954 in Kamerun geboren. Meyomesse studierte in Straßburg und Paris Politikwissenschaften, nach dem Abschluss des Studiums kehrte er in seine Heimat zurück und machte sich als Literat einen Namen. Der chinesische Blogger und Menschenrechtsaktivist Liu Dejun wurde 1976 in der Provinz Hu Bei in China geboren. Nach dem Studium an einer Polizeiuniversität arbeitete er einige Jahre als Pädagoge in einem Gefängnis. Über westliche Radiosendungen erfuhr er von chinesischen Menschenrechtsaktivisten und ihren Problemen, was ihn gleichermaßen beeindruckte und bestürzte. Maynat Kurbanova wurde 1974 in Grosny geboren. Sie absolvierte die Fakultät für Journalistik an der Tschetschenischen Staatlichen Universität und arbeitete ab 1991 für verschiedene russische Massenmedien. Seit Anfang des zweiten Tschetschenienkrieges war sie als Korrespondentin der Moskauer Zeitung Nowaja Gaseta (Neue Zeitung) und für die Radiostation Swoboda (Freiheit) im Nordkaukasus, auch in Tschetschenien, tätig.
Die Ausstellung läuft vom 30. September bis zum 16. Oktober 2017
Bild ganz oben „Mut und Trauer“ Amir Valle Foto Daniel Rodruguez Bild links: „Mut und Trauer“ Enoh Meyomesse Foto D.Chatard Bild rechts: „Mut und Trauer“ Liu Dejun Foto D. Bild links unten: „Mut und Trauer“ Maynat Kurbanova_Foto D. Chatard u B.jpg