Das Museum für Fotografie präsentiert die Ausstellung „Arbeiten in Geschichte. Zeitgenössische chinesische Fotografie und die Kulturrevolution“ und öffnet damit einen Blick auf ein kaum erforschtes Kapitel der Fotografiegeschichte.
Die von Wang Huangsheng (Direktor des Kunstmuseums der Central Academy of Fine Arts, Peking), Guo Xiaoyan (stellvertretende Direktorin des Minsheng Art Museum, Peking) und Ludger Derenthal (Leiter der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin) kuratierte Schau stellt die historische Bildwelt der Kulturrevolution den vielfach großformatigen, oft seriell angelegten zeitgenössischen Foto- und Videopositionen gegenüber. Die Kulturrevolution (1966–1976) hat die bildenden Künste Chinas während der letzten 50 Jahre geprägt. Mit ihr ist eine radikale Abkehr von westlichen Kulturwerten verbunden. Für das Erreichen politischer Ziele spielten neben Plakaten und Wandzeitungen vor allem Film und Fotografie eine entscheidende Rolle.
Weniger die geheim angefertigten Aufnahmen der Gewaltexzesse und Bücherverbrennungen prägen die Wahrnehmung, vielmehr sind es die offiziellen Bilder der Regierungspropaganda, die unzähligen Fotografien des Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Mao Ze-dong und der Massenversammlungen, die im Gedächtnis bleiben. Diese Aufnahmen bilden das Fundament für die Arbeiten heutiger Fotografen und Künstler, die die Bilder bedeutender Ereignisse auf vielfältigste Art transformieren und in gegenwärtige Bildsprachen übersetzen.
So untersuchen Cai Dongdong, Cao Kai, Mo Yi, Wang Qingsong, Wang Youshen und Zhang Dali in ihren Arbeiten Formen der Zensur und Montage und hinterfragen die Bildmittel der politischen Heroisierung. Mu Chen, Qu Yan, Shao Yinong und Zhang Kechun dokumentieren die noch vorhandenen Versammlungshallen und Parteizentralen oder fotografieren das rituelle Wiederaufleben von symbolischen Aktionen jener Jahre. Und Künstler wie Feng Mengbo, Hai Bo, He Chongyue, Maleonn, Song Yong-ping, Wang Ningde und Zhuang Hui nutzen die Kraft der Fotografie zur Erforschung individueller Biografien.
Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation im Kerber Verlag
Termin: 18. August 2017 bis 7. Januar 2018
Bild oben: Wang Qingsong, Wettbewerb, 2004 Bild Mitte: Weng Naiqiuang, Der Vorsitzende Mao auf dem Tian’anmen-Platz, 1966