Viele seiner Bilder sind weltberühmt, vor allem auch die der Supermodels wie zum Beispiel Naomi Campbell oder Kate Moss. Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung stellt Peter Lindbergh, einen der einflussreichsten Modefotografen der letzten Jahrzehnte mit über 200 Fotografien vor, die von nie präsentierten Material wie persönlichen Notizen, Storyboards und Kontaktabzügen begleitet werden.
Peter Lindbergh war der erste Modefotograf der seinen Schwerpunkt auf den einzigartigen Charakter seiner Modelle legte und der sich der sonst oberflächlichen Künstlichkeit der Modefotografie verweigerte. Anstatt hübscher, menschlicher ‚Kleiderständer‘ zeigt er selbstbewusste, ausdrucksstarke Frauenfiguren. In Zeiten exzessiven Retuschierens gibt Peter Lindbergh der natürlichen Schönheit den Vorzug. Für sein Werk sind Porträts bestimmend, die Unbefangenheit und körperliche Anmut ausstrahlen. Lindbergh revolutionierte mit seinen Aufnahmen die Bildsprache der bekannten Magazine und Modelabels. Als Erster nutzte Lindbergh Modefotografie, um Geschichten zu erzählen. Oftmals gleichen seine Fotografien Film-Stills, die mit ihrer Momenthaftigkeit den Betrachter dazu anregen, sich eine Story vorzustellen, die hinter dem Dargestellten liegt.
Die Ausstellung zeigt die künstlerische Entwicklung von Peter Lindbergh anhand der Themen, die er mit besonderer Leidenschaft verfolgte wie „Supermodels“, „Tanz“ oder „Ikonen“.
„Diese Ausstellung bietet keinen chronologischen, sondern einen thematischen Überblick“, erklärt Kurator Thierry-Maxime Loriot. „Die Besucher können die Welt von Peter Lindbergh erkunden, seinen einmaligen Blick auf jene Themen kennenlernen, zu denen er immer wieder zurückkehrt, aber auch solche Werke entdecken, die zusammen mit anderen Künstlern wie Pina Bausch oder Jenny Holzer entstanden. Zudem beleuchtet die Ausstellung die Bedeutung des Menschlichen in Lindberghs Werk. Sie verrät viel über seine Werte und über seine Einstellung zu Alter, Schönheit und Weiblichkeit sowie zu großen gesellschaftlichen Fragen. Dabei wird auch Lindberghs grenzenlose Kreativität und Imaginationskraft in seinen Fotos offensichtlich.“
Peter Lindbergh gestattete dem Kurator Thierry-Maxime Loriot uneingeschränkten Zutritt zu seinem Archiv: Mit Objekten aus diesem riesigen Fundus konnte der Kurator das offizielle Werk Lindberghs z. B. um Making-of- und Behind-the-Scenes-Material ergänzen und gewährt damit einen neuen Einblick in die Geschichte der Fotografie der letzten Jahrzehnte. Neben einer filmischen Biografie über Lindbergh ist seine Dokumentation „Models. The Film“ (1991, 52 Minuten) zu sehen sowie Interviews mit Mitarbeitern, Models und Schauspielern, darunter Nicole Kidman, Cindy Crawford und dem deutschen Supermodel Nadja Auermann.
Der 1944 in Lissa, Polen, geborene Peter Lindberg, wuchs in Duisburg auf und arbeitet dort als Schaufensterdekorateur bis er sich in den 1960er Jahren an der Kunstakademie in Berlin einschrieb. „Statt die obligatorischen Porträts und Landschaften zu malen, wie sie an der Kunstschule unterrichtet wurden, suchte ich vielmehr die Anlehnung an mein Idol van Gogh …“. Inspiriert von diesem Künstler zog er für fast ein Jahr nach Arles, bevor er per Anhalter nach Spanien und Nordafrika aufbrach. Später studierte er freie Malerei an der Kunsthochschule in Krefeld. 1971 zog Lindbergh nach Düsseldorf, wo er sich der Fotografie zuwandte und zwei Jahre bei Hans Lux assistierte, bevor er 1973 sein eigenes Studio eröffnete. Durch ein Angebot des Stern-Magazins wurde er in Deutschland bekannt. 1978 zog er nach Paris, um seine Karriere weiter voranzutreiben.
1988 erntete Lindbergh erstmals internationale Anerkennung als Fotograf und bahnte einer neuen Generation von Models, die er kurz zuvor entdeckt hatte, den Weg zum Erfolg. Seit den späten 1970er-Jahren arbeitete Lindbergh mit den prestigeträchtigsten Modelabels und Magazinen zusammen, sowohl für die internationalen Ausgaben der Vogue, wie unter anderem auch für The New Yorker, Vanity Fair, Harper’s Bazaar US.
2016 bekam Lindbergh den Auftrag, die 2017-Ausgabe des Pirelli-Kalenders zu gestalten – in der 50-jährigen Geschichte des Kultkalenders ist er der Erste, der dreimal gebucht wurde. Seine Arbeiten sind Teil ständiger Sammlungen in vielen Kunstmuseen auf der ganzen Welt und wurden bereits in einigen renommierten Museen und Galerien gezeigt. Zudem hat Lindbergh eine ganze Reihe an gefeierten Filmen und Dokumentationen gedreht: Der Fotograf lebt in Paris, Arles und New York.
Die Ausstellung läuft vom 13. April bis 27. August 2017
Bild oben: Tina Turner, Paris, 1989 Stern © Peter Lindbergh (Courtesy of Peter Lindbergh, Paris / Gagosian Gallery)
Bild Mitte: Erin Wasson, Los Angeles, 2000 Harper’s Bazaar © Peter Lindbergh (Courtesy of Peter Lindbergh, Paris / Gagosian Gallery) Chanel, S/S 2000
Bild links: Kate Moss, Paris, 2014 Vogue Italia © Peter Lindbergh (Courtesy of Peter Lindbergh, Paris / Gagosian Gallery)
Bild rechts Pressekonfernz zur Eröffnung der Ausstellung