Rund 100 Aufnahmen eine der vielseitigsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts stellt der Berliner Martin Gropius Bau mit Lee Miller (1907-1977) vor. Vom 19. März bis 12. Juni 2016 führt die Ausstellung durch die verschiedenen Lebensstationen der Fotografin von New York, über Paris und Ägypten bis nach Deutschland. Surrealistische Arbeiten, werden dabei ebenso gezeigt wie Modestrecken, Künstlerportraits, Reisefotografien, den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen.
Ihre künstlerische Laufbahn startete Lee Miller 1929 in Paris, als sie gemeinsam mit Man Ray surrealistische Fotografien anzufertigen begann. Dabei war sie mehr als nur Muse und Assistentin, denn häufig entstanden die Aufnahmen in enger Zusammenarbeit. In Aktbildern, die Man Ray von ihr anfertigte, setzte sich Miller, die auch als Fotomodell der Vogue gearbeitet hat, bewusst in Szene.
Nach einem kurzen Aufenthalt ab 1932 in den USA, wo sie ihr in Pa ris gegründetes Fotostudio weiterbetrieb, folgte Miller 1934 ihrem damaligen Ehemann nach Ägypten. Dort und auf anschließenden Reisen über Athen nach Bukarest hielt die Fotografin Landschaft, Architektur und Menschen auf ihren Fotografien fest.
1938 ließ sich Miller in England nieder, um ab 1940 als Fotografin für die britische Vogue zu arbeiten und die gesellschaftlichen Umstände und desaströsen Folgen des Zweiten Weltkrieges festzuhalten. Als eine der wenigen Amerikanerinnen ließ sich Miller als Kriegskorrespondentin akkreditieren und berichtete ab 1944 an vorderster amerikanischer Front für die Vogue: Sie fotografierte die Eroberung der Normandie durch die Alliierten und bewegte sich mit den vorstoßenden amerikanischen Truppen durch Europa. Ihre fotojournalistischen Arbeiten zeichnen sich durch eine zunehmend direkte und sachliche Bildsprache aus, die den Fokus auf das Dokumentarische legt. Ab 1945 fotografierte Miller die Folgen des Krieges in Deutschland und Österreich und hielt die Verbrechen der Nationalsozialisten in den soeben befreiten Konzentrationslagern in Dachau und Buchenwald als eine der ersten Fotografen fest. Lee Miller schuf mit ihrem gesamten fotografischen Werk sowohl inszenierte als auch dokumentarische Bilder, die gerade in ihrer Subjektivität und Vieldeutigkeit einzigartig sind.
Die Ausstellung präsentiert das fotografische Werk Lee Millers in seiner ganzen Bandbreite. Alle Fotografien der Ausstellung – überwiegend Vintageprints, darunter auch Porträts Lee Millers von Man Ray, Sacha Masour und David E. Scherman, sind Leihgaben der Lee Miller Archives.
Der Katalog zur Ausstellung erscheint im Hatje Cantz Verlag.
Bild oben Lee Miller, Brandschutzmasken, London, England, 1941 © Lee Miller Archives England 2015. All Rights Reserved. www.leemiller.co.uk
Bild links: Lee Miller, Akt, Paris, Frankreich, 1930, Lee Miller, Nude, Paris, France, 1930