Die Fotoausstellung ‚in Front of“ zeigt zwei sehr unterschiedliche Werkgruppen der Berliner Fotografin Heidi Specker. Neben ihrem aktuellsten Projekt ‚in Front of‘ ist auch ihre bisher wohl wichtigste Arbeit ‚Im Garten‘ – prämiert mit dem Stipendium der Villa Massimo – zu sehen, die noch nie als Ganzes ausgestellt worden ist.
‚In Front of“ zeigt eine Serie von 70 Bildern, in denen Heidi Specker sich mit den Umständen und Bedingungen der Porträtfotografie auseinandersetzt. Sie sind anlässlich der Ausstellung in der Berlinischen Galerie entstanden und die erste Porträtarbeit der Fotografin überhaupt. Dafür zog sie sich aus ihrem bisherigen urbanen Arbeitsumfeld zurück und holte die Welt in ihr Atelier. Hier erkundete sie in einer Art Laborsituation die Möglichkeiten, auf welch unterschiedliche Weise man einen Menschen fotografieren kann. Mit diesem Verfahren stellt sie sich gegen die gängige Praxis, die seit der Entstehung der Fotografie von Repräsentation und Selbstdarstellung geprägt ist. Stattdessen vermitteln die Bilder die gegenseitigen Abhängigkeits- und Machtverhältnisse, die während einer Porträtsitzung zwischen Fotograf und Modell entstehen. Sie zeigen vor allem Menschen aus der Generation der Künstlerin zwischen vierzig und fünfzig Jahren, die sie aus ihrem persönlichen Umfeld kennt.
Im zweiten Teil der Ausstellung wird ihre 2003/04 in Berlin entstandene Serie Im Garten‘ gezeigt. Sie wirkt wie ein Spaziergang durch die Stadt, bei dem über die Stadt als Landschaft und die Reste der Landschaft in der Stadt nachgedacht wird. Das Thema der Architektur und der Urbanität zog sich bis zu der jüngsten Serie ‚In Front of“ wie ein roter Faden durch das Werk von Heidi Specker. Ihre Bildsprache erinnert vor allem durch ihre technische Präzision, ihrer Ausschnitthaftigkeit und ihren Systematisierungswillen an Fotografen der Neuen Sachlichkeit. In ihren Bildern wird erkennbar, dass es überall parallele Strukturen zwischen den Resten der Natur und der Architektur zu entdecken gibt. Um diese Zusammenhänge bildwirksam zu gestalten, bedient sich Heidi Specker der Abstraktion, wie schon in ihren früheren Arbeiten. So erscheinen die Bilder wie Collagen, die unser Gehirn als Ergebnis eines Imaginationsprozesses aus Einzelinformationen zusammensetzt.
Heidi Specker gehört zu den wichtigen Vertreterinnen zeitgenössischer Fotografie. Die Ausstellung in der Berlinischen Galerie ist ihr bisher größter Einzel-Auftritt in einem Museum. Ausstellung und Katalog werden ermöglicht durch den Hauptstadtkulturfonds.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 11.07.2016.
Alle Fotos Heidi Specker oben aus der Serie ‚In Front Of‘, daas Foto unten links entstammt der Serie ‚Im Garten‘